Der Vorzeigemuslim, der keiner sein darf

© Antonie Rietzschel

Flucht und Grenzen

Der Vorzeigemuslim, der keiner sein darf

Suleman Malik reist ins Konzentrationslager, setzt sich aus Solidarität eine Kippa auf und stellt sich samstags in seiner Heimatstadt Erfurt auf den Marktplatz, um seinen Glauben zu erklären. Ich war drei Tage dabei und habe gesehen: Nichts davon hilft.

Profilbild von Reportage von Antonie Rietzschel, Erfurt

Er darf Angela Merkel eine Frage stellen, live, vor einem Millionenpublikum. Suleman Malik, Muslim aus Erfurt, fühlte sich geschmeichelt, als ihn das ZDF im Herbst 2017 vor der Bundestagswahl in die TV-Sendung „Klartext“ einlud, bei der Bürger mit der Bundeskanzlerin diskutieren sollten. Malik spekulierte auch auf die große Bühne, auf der er über das Engagement von Muslimen reden wollte, sein Engagement. Über den Versuch, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die ihn hassen.

„Bin ich in Ihren Augen Deutscher? Ist die Integration vom Händeschütteln abhängig? Oder ist es nicht wichtiger, dass man das Land liebt, unter dessen wohl behütetem Dach man lebt und für dessen Werte man eintritt?“ Maliks Fragen blieben an diesem Abend unbeantwortet. Er kam nicht dran. Eine Reinigungskraft klagte über ihre geringe Rente, ein junger Mann über die zunehmende Überwachung. Auch wichtige Themen. Doch als die Kanzlerin schließlich Fragen zu integrationsunwilligen Flüchtlingen, kriminellen Migranten und islamistischen Terror beantwortete, saß Malik schweigend da, die Notizen auf dem Schoß.

Vielleicht war die Zeit zu knapp. Vielleicht reichte den Machern der Sendung auch schon die Botschaft auf Maliks Pullover: „Wir sind alle Deutschland.“ „Vielleicht“, sagt Suleman Malik. Doch seit dem Herbst 2017 sitzt mit der AfD eine islamfeindliche Partei im Bundestag. Kopftuchstreit und Kreuz-Debatte – der Ton gegenüber Muslimen in Deutschland ist rauer geworden. Innen- und Heimatminister Horst Seehofer hätte angesichts der gesellschaftlichen Spaltung im Land versöhnende Worte finden können. Stattdessen trieb er den Keil noch tiefer, als er sagte, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre.

Malik kam 2001 nach Deutschland

„Manchmal habe ich das Gefühl, gegen uns Muslime läuft eine Kampagne“, sagt Suleman Malik. Das klingt nach Verschwörung, nach Opferrolle. Doch wer die Geschichte des 33-Jährigen kennt, kann diese Gedankengänge nachvollziehen. Denn Malik möchte gerne ein Vorzeigemuslim sein, er nimmt dafür viel in Kauf, aber manchmal wirkt es so, als ob Malik noch nicht einmal das sein darf. Er hat zu sein, was die Anderen in ihm sehen.

Malik lebt in Ostdeutschland. Ausgerechnet dort, wo der Glaube an Gott so wenig verbreitet ist wie Migranten, und die Menschen besonders heftig vor der Islamisierung des Abendlandes zittern. 2001 kam Malik mit seiner Mutter, dem Bruder und seiner Schwester von Pakistan nach Deutschland. Sie folgten dem Vater, der aus seinem Heimatland geflohen war, weil er dort als Anhänger der Ahmadiyya-Gemeinschaft verfolgt wurde. In Erfurt bauten sie sich ein neues Leben auf. Maliks Vater gründete in Thüringen die Ahmadiyya-Gemeinde.

Von den einst 300 Gläubigen, auch Ahmadis genannt, sind mittlerweile nur noch 70 übrig. Viele zogen nach Westdeutschland, wo mehr Muslime leben, es mehr Moscheen und Gemeinde-Zentren gibt. Suleman Malik ist geblieben. „Deutschland ist mein Land und Erfurt meine Heimat“ – ein Anspruch, den er besonders seit der Flüchtlingskrise hart verteidigen muss. Seit Jahren stellt er sich mehrere Stunden auf den Anger, ein Platz mitten im Stadtzentrum Erfurts, um mit den Menschen über seinen Glauben zu sprechen.

Malik steht meist allein mit seinem Stand auf dem Platz. Doch an diesem Samstag im April hat er Gesellschaft. Denn die Kommunalwahl steht an. Etwas entfernt stehen Piraten, direkt neben ihm hat sich die rechtsradikale Alternative für Deutschland (AfD) postiert. Die Partei sitzt in Thüringen seit 2014 im Landtag. Zur Kommunalwahl stellt sie in Erfurt einen eigenen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl. Malik und die AfD trennen an diesem Morgen nur wenige Meter. „Das ist ja mutig“, sagt ein Mann im Vorbeigehen zu Malik. Der zuckt mit den Schultern. Er hat schon viel erlebt, wurde angespuckt, erhielt Morddrohungen. Beleidigungen der AfD-Anhänger scheut er nicht.

Auch, weil sie indirekt seiner Sache dienen.

Der Anger ist heute Maliks Bühne, auf der er den flanierenden Erfurtern vorführen kann, wer hier Aggressor und wer Friedenstifter ist. Missmutig schauen AfD-Anhänger zu dem Ahmadi herüber. Sein Stand ist in ihren Augen schon eine einzige Provokation: Da steht ein Sonnenschirm in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Auf einem Plakat schwenken Hände Deutschlandfahnen. Zwei Quadratmeter geballter Patriotismus – und mittendrin ein Moslem mit dunkler Haut.

Ein Minarett bauen? „Nur über meine Leiche!“

„Hauen Sie ab“, brüllt einer vom AfD-Stand zu Malik herüber. Eine Frau stimmt ein: „Stinkendfaul sind die doch alle. Und Schwarzfahren tun sie auch.“ Passanten bleiben stehen. Vom Stand der Piratenpartei kommen Leute herüber, stellen sich zu Malik. Der lächelt. Er hat jetzt ein Publikum und ruft: „Jetzt sehen Sie, wer hier Hass verbreitet.“ Die AfDler schimpfen weiter, bis sich einer der Standbetreuer der Partei einschaltet: „Das bringt doch jetzt hier nichts.“

Kurz ist Ruhe, doch es dauert nicht lange, bis ein älterer Mann brüllt: „Dass der Dom abgerissen wird, um ein Minarett zu bauen – nur über meine Leiche.“ Das wutrotgefärbte Gesicht bildet einen heftigen Kontrast zum Beige seiner Jacke. Die Moschee ist das Lieblingsthema der AfD in Thüringen. Die Ahmadiyya-Gemeinde will im Stadtteil Marbach ein eigenes Gotteshaus erreichten. Zwei Gebetsräume, jeweils 60 Quadratmeter. Das Minarett soll acht Meter hoch sein. Als die Pläne bekannt wurden, organisierte die AfD den Gegenprotest. 700 Menschen versammelten sich im Mai 2016, um zu demonstrieren. Bei einem Bürgerdialog wurden Vertreter der Gemeinde ausgebuht. Unbekannte rammten Holzspieße mit Schweineköpfen in den Boden des Grundstücks. Anfang 2017 standen Holzkreuze auf dem Grundstück nebenan. Mittlerweile hat Erfurt den Bauantrag genehmigt. Noch 2018 könnte Grundsteinlegung sein.

Protest gegen Moscheebau in Erfurt: „Kein Kalifat in Thüringen!"

Protest gegen Moscheebau in Erfurt: „Kein Kalifat in Thüringen!”

Doch die AfD macht mit ihrer Hetze weiter, diffamiert die Ahmadiyya-Gemeinde als Sekte, obwohl sie in Hessen und Hamburg als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt ist. Während der Kommunalwahl in Thüringen wirbt die AfD mit speziellen Plakaten für den Oberbürgermeisterkandidaten Stefan Möller. Darauf ist der Umriss einer Moschee zu sehen, die durchgestrichen ist. Dazu der Slogan: „Möller macht’s weg“ – als sei das Gotteshaus ein Haufen Scheiße, den man sich von der Schuhsole wischen muss.

„Diese Moschee ist mein Lebenswerk“, sagt Suleman Malik. „‚Wetteifert in den guten Dingen‘, heißt es im Koran – ich tue, was der Schöpfer von mir wünscht: Ihm nahe zu sein.“ Malik ist ein sehr religiöser Mensch. Wenn er Gott spürt, fühlt es sich an, als trinke er an einem heißen Tag ein Glas kaltes Wasser. Ihn durchfährt diese beruhigende Welle. Er hat Gott häufig gespürt, sagt er. Bei der Suche nach einer Ehefrau, der Geburt seiner drei Kinder, als er sich von einer schweren Krankheit erholte – oder eben, als seine Gemeinde die Erlaubnis bekam, die Moschee zu bauen.

An nichts zu glauben, das kann sich Suleman Malik nicht vorstellen. Dabei gab es eine Zeit als er selbst an seiner Religion zweifelte. Er war 14 Jahre alt, als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Center krachten. Seine Schulkameraden bestürmten ihn plötzlich mit Fragen: Ob der Islam Terror rechtfertige, ob er ein Islamist sei, warum seine Religion Frauen unterdrücke. Und überhaupt, warum isst er keine Bratwürste oder trinkt keinen Alkohol? Suleman Malik fühlte sich allein, nicht immer fand er die richtigen Antworten.

Der Jugendliche begann, sich stärker mit dem Glauben zu beschäftigen. Regelmäßig traf er sich nun mit dem Imam der Gemeinde, konfrontierte ihn mit den Zweifeln und Vorwürfen aus der Schule. Sie schlugen gemeinsam im Koran nach und diskutierten religiöse Fragen. Suleman Malik machte aus den regelmäßigen Gesprächen eine Interviewreihe, die ein freier Radiosender ausstrahlte. Aus der Not heraus, sich ständig selbst zu erklären, wurde er zum Botschafter seiner Religion. Heute ist er als offizieller Sprecher der Gemeinde in ganz Thüringen bekannt.

Und auch in Erfurt finden sich am Stand Unterstützer ein, wie der Professor, der gerne mit dem Moslem Religionsfragen erörtert. Oder der Mann von der Straßenreinigung, der immer auf dem Anger die Mülleimer leerte und zunächst grußlos an Malik vorüber ging. Jetzt fragt er, wie es dem Ahmadi geht.

Der Professor ist ein Bekannter Maliks und kommt häufig an seinen Stand, um mit ihm über das Christentum und den Islam zu sprechen.

Der Professor ist ein Bekannter Maliks und kommt häufig an seinen Stand, um mit ihm über das Christentum und den Islam zu sprechen.

Der gebürtige Pakistani muss sich oft verteidigen

Doch viel öfter macht Malik die Erfahrung, dass er in den Diskussionen in die Defensive getrieben wird, von Menschen, die schon ein vorgefertigtes Bild von ihm und seiner Religion haben. Vom AfD-Stand schlendert ein Rentner herüber.

Er: Was heißt Islam?
Malik: Frieden.
Er: Der Islam bedeutet Unterwerfung.
Malik: Der Islam bedeutet Preisgabe des eigenen Willens.
Er: Das habe ich bei mir nicht gelesen. Wenn eine Frau im Iran ohne Kopftuch rumläuft, dann wird sie getötet. Wie viele Menschen hat der Islam auf dem Gewissen?
Malik: Wie viele Menschen starben im Zweiten Weltkrieg?
Er: Warum dürfen Frauen in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban nicht in die Schule gehen?
Malik: Die Taliban sind Terroristen.
Er: Ich habe den Koran gelesen. Nächstes Mal bringe ich den mit, da ist alles rot unterstrichen, was ich nicht gut finde.
Malik: Ich habe einen Koran hier.
Er: Das ist aber ein anderer Koran.
Malik: Es gibt aber nur einen Koran.

„Die Rechte und Pflichten der Frau im Islam“ – die rote Broschüre.

„Die Rechte und Pflichten der Frau im Islam“ – die rote Broschüre.

Unterhaltungen geraten an Maliks Stand häufig zur Konfrontation. Der Umgang mit Frauen ist ein beliebtes und heikles Thema. Zum Stand kommt ein lesbisches Pärchen. Eine der Frauen greift nach der Broschüre mit der Aufschrift „Rechte und Pflichten einer Frau im Islam“ (PDF). „Na, da wollen wir mal sehen“, sagt sie und liest einzelne Sätze vor: „Um Fremde nicht anzuziehen, soll sie indes ihre irdischen Vorzüge und Reize bedeckt halten, sie gehört ja zum schöneren Geschlecht und Allah lehrt, dass sie Ihre Würde wahren soll und als Muslima erkenntlich sein soll, indem sie sich schicklich kleidet.“ „Wer entscheidet das denn, was schicklich ist?“, fragt die Frau schnippisch. Eine Antwort wartet sie nicht ab. „Mein Gott, und ihr wollt eine fortschrittliche Gemeinde sein.“

„Reden Sie doch einfach mit Herrn Malik“, sagt ein Herr, der ebenfalls am Stand steht. „Mache ich doch, ich stelle einfache Fragen.“ „Naja, du wartest nicht wirklich ab, was er zu sagen hat“, sagt die Partnerin, die bisher geschwiegen hat. Dann gehen die beiden wieder davon.

Dabei kann man mit Herrn Malik sehr ausführlich über Frauen und deren Rolle im Islam diskutieren. „Schickliche Kleidung“ – das bedeutet für ihn nicht automatisch Kopftuch. Dass Frauen arbeiten, ist für Suleman Malik eine Selbstverständlichkeit. Mutter und Schwester sind beide Lehrerinnen, seine Frau Erzieherin. In der Ahmadiyya-Gemeinde gibt es eine eigene Frauenorganisation, in der sich Anwältinnen, Ärztinnen, Journalistinnen engagieren.

Gleichzeitig ist der Haushalt und Kinderbetreuung für Suleman Malik vor allem Frauensache. Aus seiner Sicht liegt das in der Natur der Sache. Frauen sollten auch nach der Schwangerschaft eine gewisse Zeit zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern. Malik ist in dieser Frage also so konservativ wie ein Horst Seehofer oder Alexander Dobrindt von der CSU.

Malik gibt Frauen nicht die Hand – aber er verneigt sich vor ihnen

Allerdings gibt Suleman Malik Frauen auch nicht die Hand. Stattdessen legt er die Hand an das Herz und verneigt sich. Für ihn sei das eine Geste des Respekts. Frauen müssten besonders geehrt werden. Außerdem gebe es zwischen den Geschlechtern eine natürliche Anziehung – eine solche Berührung könnte zu Missverständnissen führen. „Ich weiß, dass das schwer zu verstehen ist, aber alles, um was ich bitte, ist Verständnis für meine Haltung.“ Übrigens hätten ihn in der Vergangenheit oft genug deutsche Frauen umarmt, sagt er, die habe er auch nicht einfach weggeschubst. Er ließ es geschehen und erklärte anschließend, dass das für ihn nicht üblich sei. Ob Maliks Auffassung nun diskriminierend ist oder nicht – darüber könnte man als liberaler Mensch mit Malik diskutieren und sich am Ende darauf einigen, nicht einer Meinung zu sein.

Doch das passiert am Stand von Suleman Malik selten. Er ist vielmehr Schauplatz von Stellvertreterdebatten, die bei Flüchtlingen anfangen, weiter führen zu Hörensagen über den Islam und schließlich bei sozialen Fragen enden. Sehr schnell geht es um den Frust über die Arbeitslosigkeit seit der Wende, die kleine Rente. Darüber, dass man noch nebenher Pfandflaschen sammeln muss. „Aber dafür können Sie mir doch jetzt nicht die Schuld geben“, sagt Suleman Malik zu einem älteren Herrn, der seine Wochenendeinkäufe unter dem Arm trägt. „Natürlich – wenn die Bundesregierung die Menschen bescheißt – dann müsst ihr das aushalten. An die Politiker kommen wir nicht ran, irgendwo müssen wir unsere Wut ja ablassen.“

Suleman Malik hält es aus. Aber wie. „Mit Gott“, sagt er. Doch wenn er ganz ehrlich ist, hilft der auch nicht immer. Es gibt Tage, da hat der Ahmadi keine Lust, der Sandsack der Frustrierten zu sein. Es ist Mitte April. Suleman Malik sitzt auf einer Bank vor der altehrwürdigen Erfurter Reglerkirche, ein fast 890 Jahre altes Gotteshaus, das heute vor allem Touristenattraktion ist. Auf den steinernen Mauern machen sich Parkour-Läufer warm. In Bayern fordert Markus Söder gerade das Kreuz zum Pflichtaccessoire zu machen. Deutschland 2018.

Niemand regt sich über den AfD-Politiker mit Neonazi-Kontakten auf

Suleman Malik trägt heute nicht seine übliche Uniform. Statt des Pullovers mit der Aufschrift „Wir sind alle Deutschland“ hat er ein kariertes Hemd. Ein junger Mann, erst vor kurzem von Pakistan nach Deutschland geflohen, vertritt Malik am Stand. Es ist weniger los als auf dem Anger. Malik schaut auf sein Handy. Eine linke Recherchegruppe hat Informationen über den AfD-Politiker Stefan Möller veröffentlicht, über dessen Verbindung in rechtsextreme Kreise. Möller hält später eine Rede oben auf dem Marktplatz, behauptet, die Ahmadiyya würden ihre Frauen verprügeln. Malik ist bedrückt. Niemand hat die Geschichte über Möller aufgegriffen. „Das ist doch unfassbar – der macht gemeinsame Sache mit Neonazis, und es interessiert niemanden.“ „Stellen Sie sich mal vor, ich würde gemeinsame Sache mit dem Hassprediger Pierre Vogel machen – da wäre was los.“

Da ist es wieder, das Gefühl, Opfer einer Kampagne zu sein. Warum solidarisieren sich so viele mit einem Israeli, den ein Araber mit dem Gürtel verprügelt, weil er eine Kippa trägt – aber kaum jemand mit einem kleinen Mädchen, dem ein Mann das Kopftuch herunterreißt? Ein Kind, das weinend nach Hause läuft? Fragen, die sich Malik stellt. 2017 gab es in Deutschland 950 Übergriffe gegen Muslime und muslimische Einrichtungen. Die frühere Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz sagte jüngst: „Die Hetze gegen Muslime hat die Hemmschwelle gesenkt.“

„Muss uns erst das Gleiche passieren wie den Juden, damit man sich mit uns solidarisiert?“ Suleman Malik, weiß, dass das besonders in Deutschland eine provokante Frage ist. Doch sie hilft, die Perspektive zu wechseln. Suleman Malik will Vorbild sein: Er reiste mit Flüchtlingen ins Konzentrationslager Buchenwald. Bei einer Solidaritätsveranstaltung setzte er eine Kippa auf, um gegen Antisemitismus zu demonstrieren. Die Fotos stellte er auf Facebook. Sein Profil sieht aus wie der Teil einer Image-Kampagne.

„Ich tue, was die Politik von mir verlangt.“

Doch am Ende läuft es für Suleman Malik so wie in der Sendung „Klartexte“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es geht wieder nur um Angst. Und um die Frage, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht.

Um die deutschen Muslime geht es nicht.


Redaktion Rico Grimm, Schlussredaktion Vera Fröhlich, Bildredaktion Martin Gommel, Fotos von Antonie Rietzschel.