Von Cottbus nach Damaskus und zurück
Flucht und Grenzen

Von Cottbus nach Damaskus und zurück

Mouamen Hafez studiert in Deutschland und ist zurück in seine Heimat geflogen, um seinen Vater zu treffen. Sein Eindruck: Trotz des Kriegs sieht es in Damaskus und Umgebung fast so aus wie früher – aber der Vater hat sich verändert.

Profilbild von Video von Dominik Wurnig

Mouamen Hafez ist kein Flüchtling. Er ist 2012 aus Syrien weggegangen, zunächst nach Malaysia. Dort hat er ein Studentenvisum für Deutschland beantragt und auch bekommen. In Cottbus studiert er Architektur im Master.

Sein Vater hat Syrien ebenfalls verlassen und ist nach Kuwait gegangen. Doch Mouamen Hafez bekam kein Visum für das Emirat. So trafen sich Vater und Sohn in Damaskus und ihrem Heimatort Al-Nabik, 80 Kilometer nördlich der syrischen Hauptstadt, mit Familie und Freunden. Seine Eindrücke hat der Student unserem Partnerprojekt Yallah Deutschland geschildert, einem zweisprachigen Videoportal für, von und über Flüchtlinge.

https://youtu.be/4MonMy-l_Xw

Die Geschichte von Mouamen Hafez

“Vor der Reise hatte ich Angst. Ich war seit vier Jahren nicht mehr da gewesen. Außerdem steckt das Land natürlich in einer Krise.

Ich heiße Mouamen Hafez, ich komme aus Al-Nabik in Syrien, bin 28 Jahre alt und studiere Architektur im Master in Cottbus.

Als ich 2012 aus Syrien weggegangen bin, bin ich zunächst nach Malaysia geflogen. Ein Kumpel von mir hatte ein Studentenvisum für Deutschland beantragt. Also habe ich auch eins beantragt. Am gleichen Tag habe ich dann die Zulassung für die Uni in Malaysia und das Studentenvisum für Deutschland bekommen. Ich habe mir dann überlegt, dass Deutschland für die Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten besser ist.

Weil ich keine Einreisegenehmigung für Kuwait bekommen habe, wo mein Vater lebt, habe ich mich letzten August entschieden, nach Syrien zu fliegen, um meinen Vater dort zu treffen. Ich habe einige Freunde, die in Al-Nabik in Syrien waren und meinten, dass die Situation dort in Ordnung ist. Ich spreche natürlich nur über die Situation in Al-Nabik und Damaskus.

Ich bin zunächst nach Beirut geflogen, dann über Qamischli nach Damaskus. In meiner Stadt war es okay. In Damaskus auch, aber dort hört man seltsame Geräusche.

Natürlich gibt es viele Checkpoints, aber die Menschen dort versuchen, sich damit zu arrangieren. Es ist total überfüllt.

Es gibt alle Lebensmittel, soweit ich es mitbekommen habe. Natürlich gibt es Leute, die ihren Job und ihre Wohnung verloren haben und sich vieles nicht mehr leisten können. Was früher eine Lira gekostet hat, kostet jetzt zehn Lira.

Ich werde dich nicht anlügen: Es ist mein Heimatland, und ich war froh, wieder dort zu sein. Besonders natürlich, meinen Vater und meine Schwestern wiederzusehen. Die Wohnung, das Ferienhaus wiederzusehen und die Leute, die man kennt.

Nach fünf Jahren war das schon komisch. Aber ich hatte fast das Gefühl, dass sich mein Vater mehr verändert hat als Syrien.

Hoffentlich werde ich im August, wenn ich mein Semester beendet habe, wieder nach Syrien fliegen können. Es gibt Pläne für eine Verlobungsparty.”


Das Video haben Mohammad Naanaa, Viktoria Kleber und Moritz Geiser gemacht, mit freundlicher Unterstützung von Flüchtlingszeit.