Wer „mehr geht nicht“ sagt, meint oft: Mehr will ich nicht. Dass es so auch im Fall von Sachsen-Anhalt ist, legen die folgenden Zahlen nahe.
Denn Sachsen-Anhalt hat genügend Wohnungen für die Flüchtlinge, mehr als genügend. Gut 117.000 Wohnungen stehen in dem Land leer. In Deutschland leben im Schnitt zwei Personen in jeder Wohnung. Das heißt, dass Sachsen-Anhalt 234.000 Menschen ein Dach über dem Kopf bieten könnte. Das muss das Land aber gar nicht. Laut dem Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung von Flüchtlingen zwischen den Bundesländern regelt, muss das Land 28.577 Asylbewerber aufnehmen.
Auf den Großteil dieser Wohnungen hat die öffentliche Hand auch Zugriff. Insgesamt 45 Prozent gehören ihr.
Experten, allen voran die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, wollen die sogenannte „dezentrale Unterbringung“ zum Ziel für alle Bundesländer in Deutschland machen. Denn sie hat entscheidende Vorteile für die Integration der neuen Mitbürger. Anstatt am Stadtrand nahe Industriehallen und Autohäusern würden sie dort wohnen, wo auch die Einheimischen wohnen. Die Folge: Mehr Austausch, mehr Vertrauen, höhere Chancen auf ein friedliches Zusammenleben.
Und selbst die privaten Eigentümer dürften mehr als bereit sein, ihre Häuser und Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten. Der Grund: Es gibt sonst keine Interessenten.
Die Bevölkerung Sachsen-Anhalts ist alt - und wird immer älter. Viele der Flüchtlinge sind jung.
Jedes Jahr sterben in Sachsen-Anhalt mehr Menschen als geboren werden, im vergangenen waren es 30.830 gegenüber 17.064 Neugeborenen. Für Sachsen-Anhalt ist die Flüchtlingskrise eine Chance. Genauso wie für das ganze Land.
Redaktion: Susan Mücke, Rico Grimm, Dominik Wurnig. Bild: Land Sachsen-Anhalt