„Man weiß nie, wo man auf einen neuen Gedanken oder eine neue Idee stößt“
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„Man weiß nie, wo man auf einen neuen Gedanken oder eine neue Idee stößt“

Danae Ringelmann ist Mitgründerin der Crowdfunding-Plattform Indiegogo. In unserer Rubrik Medienmenü verrät diesmal sie ihre Lieblingsquellen für die richtige Dosis an Information.

Profilbild von Aufgezeichnet von Christoph Koch

Morgens bringen mich vor allem zwei Apps auf den neuesten Stand: Yahoo News Digest für internationale Nachrichten und die NYTimes Mobile-App der New York Times. Beide lese ich auf meinem Smartphone.

Tagsüber informiere ich mich auf den Webseiten der New York Times und von CNN. Wirtschaftsnachrichten hole ich mir von CNBC und Bloomberg. Viele kennen und nutzen LinkedIn nur als berufliches Netzwerk – aber seit einiger Zeit gibt es dort auch interessanten Content. Mir gefallen vor allem die Beiträge des Influencer-Programms.

Ich habe zwei Tageszeitungen abonniert, die New York Times und den San Francisco Chronicle. Außerdem habe ich die Magazine Entrepreneur, Fast Company und Inc. im Abo. Wired kaufe und lese ich regelmäßig. Diese Magazine packe ich auch meistens als Reiselektüre ein, wenn ich unterwegs bin. Am liebsten lese ich Porträts über interessante Menschen und Geschichten über Trends und Entwicklungen.

Eine besondere Beziehung habe ich zu dem Magazin Mindful, einem Magazin zum Thema Achtsamkeit. Die Macher haben die von mir gegründete Crowdfunding-Plattform Indiegogo genutzt, um Geld für eine Expansion einzusammeln und MindfulTV zu gründen.

Ich glaube, dass Indiegogo und Crowdfunding allgemein viel dazu beitragen können, die Bindung zwischen Medien und ihren Nutzern zu verstärken. Denn durch Crowdfunding haben zum Beispiel Leser selbst die Möglichkeit, über Geschichten, Nachforschungen und Schwerpunkte zu entscheiden. Medien, die Crowdfunding nutzen, werden außerdem transparenter, da die Finanzierung durchschaubarer wird. Wir hatten und haben viele gute Medienprojekte bei Indiegogo und ich denke, dass Menschen, die Medien über Crowdfunding finanzieren, sich engagiert verhalten und stärkeren Einfluss nehmen auf die Welt, die sie umgibt. Und das finde ich erheblich besser als eine Welt, in der alle nur passiv konsumieren und auf das reagieren, was ihnen angeboten wird.

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Für Medienmacher sind Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo nicht nur eine Finanzierungsmöglichkeit, sondern auch eine Chance, sich mit ihrem Publikum auseinanderzusetzen und die Bindung zu ihren Lesern, Hörern oder Zuschauern zu vertiefen. Ich empfehle Medienunternehmen deshalb immer, ihr Publikum in den Mittelpunkt zu stellen. Wer genau ist die Zielgruppe? Was beschäftigt sie? Was sind ihre Einstellungen und vielleicht auch Vorurteile? Welche Informationen brauchen sie wirklich? Welche Daten helfen ihnen im täglichen Leben? Die Crowdfunding-Kampagne, die ein Medienunternehmen dann startet, sollte bei zwei Dingen helfen. Zum einen, die Art von Geschichten und Informationen zu sammeln und zu erzählen, die für die Zielgruppe wirklich relevant sind. Und zum anderen, über das Crowdfunding zusätzlich ein völlig neues Publikum anzusprechen. Meine Erfahrung: Je mehr man das Publikum in den Entstehungsprozess einbezieht, umso treuer ist es später.

Aber zurück zu meinem Medienmenü: Wenn ich Bücher lese, dann vor allem zu den Themen Unternehmenskultur, Leadership, Kundenorientierung und Mindmapping – das sind die Themen, die mich beruflich stark beschäftigen. „Built On Values“ von Ann Rhoades hat mich sehr beeindruckt. Aber ich lese nicht nur Sach- und Fachbücher. Bei Romanen ist mir allerdings wichtig, dass sie auf irgendeine Art und Weise einen Kommentar zu der Kultur abgeben, in der wir leben. „Freedom“von Jonathan Franzen hat mir zum Beispiel in dieser Hinsicht sehr gut gefallen, ebenso wie „The Book Thief“ von Markus Zusak. Ein Buch, das mir ebenfalls sehr wichtig ist, ist „Toward Awakening“ von Jean Vaysse, in dem sich der Autor mit den Theorien von Georges I. Gurdjieff auseinandersetzt.

Ich liebe die Radiosendung „Fresh Air“ von NPR (National Public Radio), die es auch als Podcast gibt. Es ist eine werktägliche Talksendung aus Philadelphia, und ich mag die Moderatorin Terry Gross und ihre tolle Art zu fragen. Sie hat den Mut, Fragen zu stellen, die alle interessieren, die sich aber sonst niemand zu stellen traut. Allerdings tut sie das nicht auf eine fiese, sondern auf sehr einfühlsame Art und Weise.

Ich lasse mir auch gerne über Twitter oder Facebook Artikel empfehlen, die ich lesen soll. Aber solche Links und Empfehlungen sollten nie die einzige Quelle sein, aus der man seinen Lesestoff bezieht. Ich finde es wichtig, sich auch aktiv Texte zu Themen zu suchen, die einen interessieren, anstatt nur passiv zu filtern. Trotzdem kann ich jedem nur empfehlen, sich ab und zu auch aus der eigenen Medienroutine zu verabschieden und dem Zufall eine Chance zu geben. Man weiß nie, wo man auf einen neuen Gedanken oder eine neue Idee stößt – egal, ob es sich um eine große Erleuchtung oder einfach einen kleinen Moment der Freude handelt.


Danae Ringelmann gründete 2008 zusammen mit Eric Schell und Slava Rubin die Crowdfunding-Plattform Indiegogo. Zuvor hatte sie als Analystin an der Wall Street gearbeitet und Off-Broadway-Stücke produziert. Heute lebt Ringelmann in San Francisco.

In der von Christoph Koch betreuten Rubrik Medienmenü stellen regelmäßig interessante Persönlichkeiten die Medien vor, die ihr Leben prägen. Ihr könnt per Mail an christoph@krautreporter.de vorschlagen, wen er porträtieren soll.

Illustration: Veronika Neubauer