Zur Erinnerung: Ich versuche auf Krautreporter, die Sieger der 17 Rückrunden-Spieltage der Fußball-Bundesliga vorherzusagen. Ich nutze dabei ein Rechenmodell, das aus 16 gewichteten Faktoren besteht - von der aktuellen Tabellensituation über den Marktwert des Teams bis hin zum Zweikampfverhalten. Die ausführlichen Methodik-Erläuterungen sind jederzeit an dieser Stelle abrufbar.
Spannung versprechen: Bremen-Augsburg und Frankfurt-Schalke
Werder Bremen ist das Team der Stunde. Von Trainer Viktor Skripnik auf dem letzten Platz übernommen, führte der Neuling den Club auf den inzwischen 8. Rang. Erstaunlich: Die Tabelle des Faktors Form, in dem ich die Punkte der fünf jüngsten Spieltage zusammen zähle, führt Werder Bremen mit 12 Punkten an - noch vor Wolfsburg, Schalke und dem FC Bayern. Und: Mit durchschnittlich 2,00 Punkten pro Spiel belegt Skripnik derzeit Platz 3 des Trainer-Faktors - hinter dem Hertha-BSC-Neuling Pal Dardai, dessen 3,00 Punkte sich in den kommenden Wochen relativieren werden, und hinter Pep Guardiola.
Noch vor einigen Wochen wäre Werder Bremen im Spiel gegen den FC Augsburg, die zweite Mannschaft der Stunde, klarer Außenseiter gewesen. Doch durch die gute Form sprechen inzwischen ähnlich viele Faktoren in meinem Rechenmodell für die Bremer. Die höhere Gewichtung der Faktoren zeigt die Bremer sogar als leichten Favoriten, doch das enge Ergebnis von 54% zu 46% führt in meiner Methodik zu einer Unentschieden-Prognose, die ich immer dann abgebe, wenn kein Team eine Siegchance von mehr als 55% erreicht.
Ein weiteres Spiel verspricht Spannung. Etwas überraschend prognostiziert mein Modell nämlich auch für die Partie Eintracht Frankfurt - Schalke 04 keinen klaren Favoriten und somit ein Unentschieden. Überraschend deswegen, weil die Formkurve der Schalker klar nach oben zeigt und die Frankfurter nur vier Punkte aus den jüngsten fünf Spielen holten. Dennoch sprechen diverse Faktoren für die Eintracht: So verfügt sie mit 38 Toren zum Beispiel über den drittstärksten Sturm der Liga. Es wird daher spannend, ob es ihm gelingt, gegen die viertbeste Abwehr - Schalke 04 hat nur 22 Gegentore kassiert - zu punkten. Zudem spricht unter anderem das Heimrecht für Frankfurt, die Zahl der Torschüsse, die Zweikampfquote, die Ballbesitzwerte, und auch die Wettanbieter sehen Frankfurt als leichten Favoriten. Für Schalke sprechen hingegen vor allem der direkte Vergleich, der Marktwert der Spieler, die Form und der aktuelle Erfolg.
Die Top-Favoriten des Spieltags: FC Bayern, Borussia Mönchengladbach und Hannover 96
Auch diesmal gilt Bayern München in meinem Rechenmodell als riesiger Favorit. Im Spiel gegen den Hamburger SV spricht nahezu nichts für den HSV. Einzig den Überraschungs-Faktor, der den Tabellenstand ins Verhältnis zum Marktwert setzt, spricht für beide Teams gleich. Alle anderen Argumente haben die Bayern auf ihrer Seite: Form, Tore und Gegentore, den historischen Vergleich, alle Spielfaktoren von Torschüssen bis Zweikampf, und selbst das Verletzungspech ist beim HSV noch größer als bei den Bayern. Alles andere als ein Bayern-Sieg wäre eine Sensation.
Extreme Favoriten sind in meiner Methodik auch Borussia Mönchengladbach im Spiel gegen den 1. FC Köln und Hannover 96 im Match gegen Paderborn. Ein paar weiche Faktoren, die bisher nicht in mein Modell integriert wurden, könnten aber insbesondere im Spiel Gladbach-Köln für etwas mehr Spannung sorgen. So ist ein solches Rhein-Derby immer ein heißer Kampf - und der 1. FC Köln ist extrem auswärtsstark.
Und was macht Dortmund?
Von besonderem Interesse ist natürlich weiterhin das Abschneiden von Borussia Dortmund. Zwar haben die Dortmunder sich durch den klaren Sieg in Freiburg etwas Luft verschafft. Doch um aus der Abstiegszone herauszukommen, muss nun nachgelegt werden. Der nächste Gegner Mainz dürfte da gerade recht kommen, denn nur wenig spricht für die Mainzer. Zwar hat die Mannschaft weniger Gegentore kassiert als Dortmund, zudem mehr Tore geschossen, und auch in der Tabelle steht man vor dem BVB, doch die große Mehrheit der Faktoren - vor allem die gewichtigsten - sieht Dortmund vorn. So hat Dortmund bisher achtmal gegen Mainz gewonnen, aber nur dreimal verloren, Heimrecht, Wett-Quoten und Marktwert sprechen für den BVB, zudem Trainer, Torschüsse, Zweikampfquote und einiges mehr. Allerdings: Auch in der Hinrunde haben fast alle Faktoren immer für Dortmund gesprochen. Doch wenn man zu viele Fehler macht und Chancen nicht nutzt, hilft alle Mathematik nicht.
Die Spieltags-Prognosen im Überblick:
Borussia Dortmund - 1. FSV Mainz 05 | 70%-Favorit: Borussia Dortmund
Bayern München - Hamburger SV | 98%-Favorit: Bayern München
Bayer 04 Leverkusen - VfL Wolfsburg | 64%-Favorit: Bayer04 Leverkusen
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln | 87%-Favorit: Borussia Mönchengladbach
TSG Hoffenheim - VfB Stuttgart | 71%-Favorit: TSG Hoffenheim
Werder Bremen - FC Augsburg | 54%:46% - Prognose: Unentschieden
Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 | 53%:47% - Prognose: Unentschieden
Hertha BSC - SC Freiburg | 69%-Favorit: Hertha BSC
Hannover 96 - SC Paderborn 07 | 80%-Favorit: Hannover 96
Exklusiv für Krautreporter-Mitglieder: Die komplette Übersicht mit allen Berechnungen und Faktoren für die neun Spiele könnt ihr in der Anmerkung rechts neben diesem Absatz aufrufen.
Die Ergebnisse des 20. Spieltags
Mit einem Erfolg von 55% lieferte der 20. Spieltag ein solides Ergebnis für mein Rechenmodell. Luft nach oben besteht aber weiterhin. Daher soll die Methodik in ein bis zwei Wochen aktualisiert werden. Fünf bis zehn weitere Faktoren werden derzeit durchgerechnet und dem Modell dann hinzugefügt. Ein Faktor, über den ich noch nachdenke, betrifft den Fall eines Trainerwechsels, denn Hertha BSC hat mal wieder bewiesen, dass ein solcher Wechsel einen großen Kurzfrist-Effekt haben kann. Als 11%-zu-89%-Außenseiter gewann man in Mainz. In unserer Facebook-Gruppe wurden bereits Ansatzpunkte für einen solchen Faktor diskutiert, doch ich bin mir weiter nicht sicher, wie der Faktor aussehen könnte. Klar ist, dass sich ein Trainerwechsel im Erfolgsfall ja nach kurzer Zeit auch indirekt in den anderen Faktoren auswirkt. So ist Hertha BSC diesmal gegen Freiburg der klare Favorit.
Der erfolgreichste Faktor des 20. Spieltags war interessanterweise mal wieder der des direkten Vergleichs. Hätte man auf die Teams gesetzt, die in diesem historischen Vergleich gegen ihren jeweiligen Gegner besser abschnitten, hätte man sechs Sieger korrekt hervor gesagt. Angesichts von zwei Unentschieden ein tolles Ergebnis. Sehr untauglich war hingegen der aktuelle Tabellenstand. Hier gab es nur zwei korrekte Sieger, in fünf Partien setzte sich stattdessen das Team durch, das in der Tabelle weiter hinten stand. Ein erneutes Indiz dafür, dass die Prognose zu Beginn einer Hin- und Rückrunde besonders schwer ist, da die Form der Mannschaften noch weitgehend unklar ist.
Ich freue mich über Diskussionen und weiteren Ideen zur Methodik dieses Datenexperiments hier in den Kommentaren und in unserer Facebook-Gruppe (Link in der Anmerkung neben diesem Absatz). Gebündelt betrachte ich die Ergebnisse des aktuellen Spieltages am nächsten Freitag auf Krautreporter - zusammen mit den neuen Prognosen des 22. Spieltags.
llustration:Veronika Neubauer