„Ich weiß noch, ich saß Sonntag nachmittags im Bett, neben meiner damaligen Freundin, sie hat gelesen, ich habe gelesen, ich habe dieses Buch gelesen. Und plötzlich habe ich einen Filmriss. Ich weiß nur noch, dass sie mich geschüttelt hat, dass sie versucht hat, irgendwie an mich heranzukommen, körperlich und emotional. Ich war tränenüberströmt, habe geschwitzt wie ein Schwein. Irgendwann kam ich wieder zu mir. Dann war der Tag gelaufen, aber auch die ganze nächste Woche war ich komplett neben mir. Das war der letzte Punkt, der mich in die Erkenntnis führte, ich brauche Therapie, ich brauche Hilfe.“
Im Interview redet Clair offen von seinem Einsatz in Afghanistan, von seiner Traumatisierung, von seiner Rückkehr und dem Versuch, in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Er erzählt von seinem Trigger-Erlebnis, das ihn erst drei Jahre nach seinem Einsatz dazu veranlasst hat, zu einem Therapeuten zu gehen und Medikamente zu nehmen. Und er spricht von der Trennung von seiner Freundin, seiner Angst vor Kontrollverlust und von seiner Angst vor der Zukunft.
Ein Ereignis, das Johannes Clair traumatisiert hat, wird im Artikel „Krieg im Kopf“ beschrieben. In dem Text erklärt ein Psychologe, was genau bei einer Traumatisierung passiert und warum sie in der Situation selbst eine Schutzreaktion des Körpers und Gehirns darstellt.
Anfang Januar habe ich in Hamburg mehr als sechs Stunden mit Johannes Clair verbracht. Herausgekommen ist ein Interview in zwei Teilen von anderthalb Stunden. Darin zu sehen sind auch Aufnahmen, die Clair an der Front gemacht hat. Sie sind vor allem im zweiten Teil des Interviews enthalten, der morgen veröffentlicht wird.
Produktion, Dreh und Schnitt der Videos: Alexander Theiler
- Lesestück „Krieg im Kopf: Warum Soldaten nach Einsätzen krank werden“
- Video „Traumatisiert nach dem Afghanistan-Einsatz“, Teil eins (aktuelle Seite)
- Video „Traumatisiert nach dem Afghanistan-Einsatz“, Teil zwei
- Essay „Der Krieg und ich“
Offenlegung: In unseren redaktionellen Richtlinien haben wir festgelegt, dass wir mögliche Interessenskonflikte von Autoren unter unseren Geschichten transparent machen. Da sich diese Geschichte unter anderem mit der Bundeswehr auseinandersetzt: Neben meiner Arbeit als freier Journalist (Krautreporter und Deutsche Welle) übe ich zurzeit auch eine Tätigkeit für das Bundespresseamt aus, für das ich Videos erstelle.