Über den Dächern von Berlin
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Über den Dächern von Berlin

Geschichten über die Welt, erwittert durch seltsame Hunde. Die achte Episode unserer kynästhetischen Graphic Novel beginnt mit einem schönen Silvesterabend am Rand der Hasenheide. Wieder lernt Tuli etwas, was Journalisten nicht so ohne weiteres beherrschen. Und dann nehmen unsere Helden einen traurigen Abschied, weil das junge Jahr in Paris einen Strich durch so viele Wünsche gemacht hat.

Profilbild von Hans Hütt

Erfahren wir an diesem schönen Abend etwa die tatsächlichen Namen von W. und E.? Und warum sprechen sie plötzlich russisch? Wegen der Trinksitten oder weil sie einfach Lust darauf haben? Ach, sagen wir es mit den Worten von Oskar Pastior.

Sie projizieren die Gestalten des Bleigießens an die Wand. Mene, mene, tekel upharsin. Anti hasst Blei, egal in welchem Aggregatzustand. Die Bilder lassen sie kalt.

Warum ist diese kleine welterfahrene Hündin so düster? An ihrer hellen Stimme kann es nicht liegen. Sie kann dem Blei nichts abgewinnen.

Ach, diese Bilder, was sagen sie, was sehen wir! Die Gestalt an der Wand ist doch bloß ein Schatten.

W. spricht durch Antis Ohren (ihr Chat-Kanal) mit Diogenes. Aus seiner Tonne ertönt der Rat an Tuli, sehen zu lernen und sich nicht durch Fakten, Fakten und Fakten von dem Versuch des Verstehens abbringen zu lassen.

Tuli lernt also sehen und checkt neue Studienergebnisse. Kacken Hunde, als hätten sie einen Kompass eingebaut? Sie scheißen immer nach Norden oder nach Süden.

Was für ein schöner Abend auf dem Hügel, was für ein Blick auf den Himmel über Berlin. E. erinnert sich an ein Lied aus ihrer Jugend. Leise schnurrt Anti als gelernte Katze mit.

Dio hat etwas geschnüffelt. Dio ist unser Geldschnüffler und hat ein paar Jährchen für den Zoll die Grenze zur Schweiz bewacht. Wo kommt der Mann her? Das ist kein Silvesterspielzeug in seiner Hand!

Das ist der Vorteil, wenn so ein Hund über eine militärische Grundausbildung verfügt. Sieht er einen fremden Mann mit einer Waffe drohen, beißt Zara zu. Zack! Nur die Geier täuschen sich und sehen Luzi.

Zara hat den Mann auf Ws. Befehl laufen lassen. Auf der Flucht sind dem Mann Geldbündel aus der Tasche gefallen. Das wird Tulis nächste Aufgabe. Der Spur des Geldes zu folgen, wohin auch immer sie führt.

Mit diesem Bild nehmen auch unsere Helden Abschied. Das letzte Titelblatt von „Charlie Hebdo“, ein Cartoon des ermordeten Herausgebers Stéphane Charbonnier, zeigt einen Jihadisten, der auf die Frage, warum es noch immer keine Terroranschläge in Frankreich gegeben habe, antwortet: „Wartet, Neujahrswünsche können bis Ende Januar präsentiert werden.“


Kynästhesie ist eine Graphic Novel von Josefina Capelle (Grafik) und Hans Hütt (Text)