Petra, sind Pornofilme Sex-Erziehung?
Da wir einen Mangel an guter expliziter Sex-Erziehung haben, dient Porno als Sex-Erziehung, ist aber oft leider nicht dafür gemacht. Ich habe deshalb schon das Gefühl, dass ich als Pornografin eine Verantwortung habe.
Das gilt allein schon für die Tabus im Porno – Kondome, Vorspiel, oder dass bei Analsex ein Gleitmittel gezeigt wird. Ich mache es so, dass ich diese Dinge zeige, wenn sie beim Dreh vorkommen. Das kann man ja ganz locker machen – warum nicht? Ich will die Leute unterhalten, anmachen, ein bisschen Sex-Erziehung reinbringen… bei jedem meiner Filme gibt es mindestens ein, zwei Szenen, wo mir eine Nachricht wichtig ist.
Wie war das bei deinem letzten Film S(he) Comes?
Da war es ganz klar die Szene mit Cora Emens.
Weil die Darstellerin 57 Jahre alt ist.
Ja. Das ist die Szene, wo du bei der Premiere im Kino in Berlin wirklich eine Stecknadel hättest fallen hören können, und es war auch die einzige Szene, die einen Einzelapplaus bekommen hat. Weil die Leute mitgekriegt haben, was da abging. Am Anfang rutschten sie hin und her, das war ein bisschen unangenehm, sie wussten nicht genau, wie sie es finden sollten, dass da auf der großen Leinwand eine ältere Frau trotz Falten und allem frei ihre Sexualität auslebte. Aber dann ließen sie sich in Bann nehmen von Coras Mut. Das hatte ich mir vorher schon alles so überlegt, das ist ein Statement-Film. Dass der gleichzeitig auch noch heiß und schön ist, ist natürlich klasse.
Willst du mit deinen Filmen in erster Linie eine politische Botschaft vermitteln?
Nein. Ich arbeite nicht mit erhobenem Zeigefinger. Aber es stimmt, dass die politische Botschaft immer dabei ist, weil Porno eben politisch ist. Das, was im Schlafzimmer passiert, reflektiert immer, wie gleichberechtigt es zwischen Frauen und Männern zugeht und wie sehr mit Rollen gespielt und experimentiert werden kann - oder auch nicht. Wenn jeder Pornofilm mit der Ejakulation des Mannes endet, geht es eben nur um seine Lust und Befriedigung.
Warum wolltest du eine ältere Frau beim Sex zeigen?
Ich kriege ja immer die Magazine der Pornoindustrie und sehe deren Anzeigen. Das ist oft sehr unschön. Frauen im Mainstream-Porno werden ja tendenziell als „Schlampen“ charakterisiert - wenn sie will, ist sie dreckig. Und das Ganze hat man in übersteigerter Form, wenn eine Frau älter ist. Das ist dann eine alte Schlampe. Sie wird gezeigt, aber sie ist wertlos. Der Kick in diesen Filmen ist wirklich nur noch die ritualisierte Erniedrigung. Nicht das Zelebrieren dieser Frau, ihrer Individualität und Sexualität. Sexualität über 50 ist aber auch allgemein ein Tabuthema, eine Leerstelle, nicht nur im Porno. Was sexy und schön ist, ist eben jung. Das sehe ich überhaupt nicht so. Für mich ist jemand schön oder sexy, wenn sie oder er Selbstbewusstsein hat, Identität und Individualität. Ich mag die aufoperierten Brüste, die falschen Nägel, die aufgespritzten Gesichter nicht. Wenn ich in Pornos diese Narben unter den Brüsten der Frau sehe, allein das turnt mich schon total ab.
Ältere Männer in Pornos scheinen ja kein Tabu zu sein…
Ja, und das ist auch im Mainstream-Fernsehen so. Graumelierte Herren können bleiben, bis sie 60 oder 70 sind. Da gilt eine Doppelmoral. Ein geiler Mann ist ein toller Hengst, eine geile Frau eine Schlampe. Ein reifer Mann ist distinguiert, eine ältere Frau abgefackelt.
Seit letztem Dezember gilt in Großbritannien eine neue Pornogesetzgebung. Jetzt darf man eine ganze Reihe von Sexpraktiken, die für Porno-DVDs bereits verboten sind, auch im Streaming nicht mehr zeigen. Fisting zum Beispiel, hartes Auspeitschen, aber auch weibliche Ejakulation und eine Frau, die Cunnilingus empfängt, während sie auf dem Gesicht des Mannes sitzt. Beides Dinge, die in deinem letzten Film vorkamen. Was bedeutet das für dich?
Meine DVDs kommen noch in Deutschland raus, da sind meine Inhalte nicht zensiert und da bin ich etabliert. Aber das ist das einzige Land auf der Welt, in dem ich Vertrieb habe. Wenn Leute aus USA, Spanien oder Italien meine Filme sehen wollen, ist Streaming der einzige Weg. Deswegen wollte ich jetzt im Dezember meinen eigenen Streaming-Kanal launchen. Daran habe ich zwei Jahre lang gearbeitet und sehr viel Geld reingesteckt, und jetzt ist eben das Problem, dass ich eine englische Firma bin und als Individuum hier sitze, und deshalb sieht es jetzt schon scheiße aus. Ich bin ganz konkret von der neuen britischen Online-Pornozensur betroffen. Ich kann nicht einfach eine Firma in Estland aufmachen und da Steuern auf meinen Profit zahlen, weil es für das Gesetz auf die redaktionelle Kontrolle eines Streaming Kanals ankommt, und die ist eben bei mir in England. Ich kann jetzt also nirgendwo hinstreamen, auch nicht in Länder, wo die Pornogesetzgebung viel entspannter ist als in England, wie zum Beispiel in Deutschland, Spanien, USA, wo alles erlaubt ist, solange es freiwillig zwischen Erwachsenen stattfindet. Außer, wenn ich umziehe und in einem neuen Land eine neue Firma gründe - ich weiß nicht, wie ich drumherum kommen solle.
Und du willst nicht umziehen.
Nein. Ich lebe seit über zwanzig Jahren in England und es ist mittlerweile mein Zuhause – ich habe Wurzeln geschlagen. Ich biete meine Filme online auch nur ungern über eine dritte Partei an, weil ich einerseits daran nur einen Bruchteil verdiene, und ich mich andererseits auf vielen dieser Mainstream-Seiten nicht wohlfühle. Da habe ich noch gestern eine Einladung bekommen, ich gehe also auf die Seite, und das erste Bild ist das Gesicht einer Frau, das mit Sperma bekleckert ist. In diesem Kontext will ich nicht repräsentiert werden. Gleichzeitig sinken die Zahlen bei den DVD-Verkäufen ständig, das Medium wird in den nächsten Jahren völlig ausgedient haben, nicht nur im Porno. Ab dann bleiben nur Streaming oder Downloads als Vetriebs-Optionen für Filme. Wenn dir da vorgeschrieben wird, was du zeigen darfst, das ist bitter. Was zeigst du noch? Nur zensierte Filme? Ich glaube, hinter der britischen Pornopanik steht eine neue Moralität, und wie der Porno-Anwalt Myles Jackman gesagt hat, ist die Porno-Zensur der Kanarienvogel im Bergwerk der Redefreiheit, damit fängt es an.
Was wird als nächstes eingeschränkt? Was wir in unseren Schlafzimmern machen? In irgendwelchen Domina-Studios? Wenn es dagegen keinen Widerstand gibt, wird das immer mehr ausgeweitet werden.
Glaubst du, dass das auch Deutschland und andere Länder betreffen wird?
Ich glaube, das wird auch in anderen Ländern passieren, weil immer diese Geschichte mit dem Jugendschutz vorgeschoben wird. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, aber die Filme, die hier online zensiert werden, haben ja schon einen eingebauten Jugendschutz dadurch, dass man eine Kreditkarte braucht, um das Streaming zu bezahlen. Die Zensur von gewissen Inhalten betrifft ja alle Menschen, nicht selektiv die Kids. Für mich ist die Antwort für den Jugendschutz einfach Sex-Erziehung. Über Pornos reden, gemeinsam Pornoausschnitte gucken, das muss ja nicht so drastisch und extrem sein. Fakt ist, alle Kids werden damit irgendwann konfrontiert werden. Sehen werden sie es sowieso, wo soll das passieren? Auf dem iPad auf dem Spielplatz? Oder im Zusammensein mit den Eltern oder in der Schule, wo es Anleitung dazu gibt, eingebunden in eine Gruppe, wo man darüber reden kann und wo auch erklärt wird, dass es dabei um Fantasien geht, nicht um Realität, und wo die Kids lernen, Grenzen zu ziehen. Ich denke, das ist die Lösung. Denn je mehr wir das Ganze zensieren, desto begehrenswerter ist es. In England haben vielleicht viele Kids noch nie etwas über Fisting oder Weibliche Ejakulation gehört, das werden sie jetzt fieberhaft online suchen.
Und wahrscheinlich auch finden.
Ja, denn das findet man ja über Youporn oder irgendwo anders im Internet. Aber die Geschichte geht ja noch weiter. Hier wird jetzt auch versucht, Kreditkartenzahlungen aus dem Ausland an Firmen, die Pornos streamen, zu sperren. Das sind dann eigentlich bereits Handelssanktionen. Niemand soll an einem Computer in England an diese Inhalte herankommen. Das betrifft die ganze Welt, und das ist natürlich eine Attacke auf Webneutralität. Wenn du in Berlin sitzt oder in Amerika, kannst du meine Filme nicht online sehen, weil ich sie selber aus England nicht streamen darf. Mich hat früher schon die Pornoindustrie zensiert, jetzt passiert das auch noch von staatlicher Seite.
Inwiefern hat dich die Pornoindustrie zensiert?
Ich meine, dass ich zum Beispiel den Film „Female Fantasies“ gemacht habe, in dem es eine Szene gibt, in der eine Frau in ein öffentliches Männerklo geht, wo drei Männer sind, die Sex miteinander haben. Die Frau trägt einen Umschnallpenis, den die Männer alle für sie blasen. Diese Szene wurde von einem meiner größten Vertriebe zensiert. Die haben gesagt, wir vertreiben den Film, aber ohne diese Szene, die nennen wir dann „Special Edition“. Die haben diese Szene einfach nicht veröffentlicht.
Mit welcher Begründung?
Dass das schmutzig ist, weil es in der Toilette stattfindet. Das ist die größte Pornoproduktionsfirma Europas, die gerne dreifach anal zeigt und Doppelpenetration und Abwichsen aufs Gesicht der Frau. Dieselbe Firma wollte eigentlich „Female Fantasies“ finanzieren, mir das Budget geben und die Weltrechte haben gegen einmalige Bezahlung. Aber sobald du dich von einer großen Produktionsfirma anheuern lässt, die den Regeln der Pornoindustrie huldigt, wird von dir erwartet, dass du dich an die Pornoregeln hältst. Die sind, simplifiziert: Vaginal, anal, dann abspritzen ins Gesicht der Frau, der Moneyshot, dann Schnitt, Ende der Szene. Am besten mit einem gesichtslosen Typ, der einen Riesenschwanz hat und mit bekannten Namen. Dazu gehört natürlich auch: nur keine Falten, nur kein Fett. Und natürlich kannst du in solchen Produktionen keine Inhalte zeigen wie Männer, der eine Frau den Strap-On blasen. Bisexuelle Männer? Dominante Frauen? Gender-Bending? Das ist alles tabu im Mainstream-Porno.
Liegt das daran, dass die großen Produktionsfirmen meinen, Pornos würden nur von Männern gesehen?
Die Pornoindustrie ist nur vom Geld motiviert. Die stricken dieselbe 08/15-Formel nach, die bisher finanziell erfolgreich war und die sich an einem männlichen Publikum orientiert. Wenn du alternative Inhalte zeigst - das verstehen die nicht. Wenn du drei Männer zeigst, die sich küssen, denken sie, was ist das denn, bin ich hier versehentlich im Schwulenporno gelandet? Das ist kein Mainstream, das verkauft sich nicht.
Im alternativen Porno ist die Motivation ja anders. Für mich ist der Film nicht nur ein Produkt, es geht nicht darum, dass der die Kohle wieder reinholt, ich habe mit S(he) Comes bis dato 20.000 Euro verloren. Wenn man nach zwei Jahren auf gleich kommt und keine Schulden mehr hat, ist das klasse, und wenn man einen bescheidenen Profit hat, steckt man das natürlich in den nächsten Film rein. Deshalb trifft Indie-Pornografen und Pornografinnen die neue Pornozensur besonders hart, weil die ja sowieso keine Chance haben, in der Pornoindustrie vertrieben zu werden. Die Industrie ist von der Zensur viel weniger betroffen, denn die ist sehr hetero-normativ in ihren Inhalten.
Das heißt, man sieht im Mainstream-Porno immer wieder nur die gleichen Sachen…
Ja, und es gilt eine Doppelmoral. Das Absurde ist, dass andere Filme die Dinge zeigen dürfen, die jetzt in England zensiert werden. Ich nenne jetzt mal als klassisches Beispiel 50 Shades of Grey, in dem der Hauptdarsteller ein echtes Stalker-Profil hat, aber in diesem Zusammenhang und unter dem Deckmantel der „Liebe“ ist es okay, SM-Sex zu zeigen. Oder Nymphomaniac, der in meinen Augen sexuelle Gewalttätigkeit extrem glorifiziert. Die Zensur ist doppelschneidig: Man darf Gewalt und auch expliziten Sex zeigen, aber nicht in einem Pornofilm, also einem Film, der primär erregen soll. Das ist natürlich absurd, weil es ja sein kann, dass ein Pornofilm die Zuschauerin nicht erregt beziehungsweise ein Film wie Nymphomaniac manche Leute total anmacht.
Die Zensur richtet sich vor allem gegen Nischensexualität und weibliche Sexualität. Abspritzen für einen Mann ist okay, abspritzen für eine Frau nicht. Erlaubt ist zum Beispiel auch eine Bukkake-Party, bei der zwanzig Männer ins Gesicht der Frau spritzen, oder auch „forced fellatio“, also Fellatio bis zum Würgen. Erbrechen ist auch erlaubt, aber es ist nicht erlaubt, dass er es ihr oral gibt, während sie auf ihm sitzt – weil das angeblich lebensgefährlich ist und ihn ersticken könnte.
Das ist extrem sexistisch und absurd. An einem Schwanz kannst du doch viel eher ersticken, als wenn eine Frau auf dir sitzt, man muss ja nur sein Gesicht wegdrehen, um frei atmen zu können.
Ich denke auch, dass es Schuldgefühle verstärkt, wenn mir als Zuschauerin gesagt wird, dass bestimmte Dinge, die ich selbst gerne im Bett erlebe oder vielleicht in einem Film gesehen habe und heiß finde, illegal sind. Ich meine, wenn schon Zensur - und ich bin gegen Zensur, muss ich mal klar sagen – aber wenn schon Zensur, dann bitte gleichberechtigt. Dann zeigen wir keine Cumshots, nicht von Männern und auch nicht von Frauen. Dann zeigen wir keinen Schwanz im Hals und auch keine Pussy im Gesicht, entweder das ist auf beide Seiten übertragbar, oder nicht.
Du hast dich früher selbst gegen Pornos engagiert. Seit zehn Jahren machst du selbst Pornos. Was hat sich für dich geändert?
Feminismus war immer schon das Thema meines Lebens, selbst als Teenager. Für mich ist ein Feminismus, der nicht sex-positiv ist, unvorstellbar.
Ich verstehe nicht, wie Emma bei der dritten Welle der PorNo-Kampagne schreiben konnte, dass feministischer Porno ein Mythos sei, weil aller Porno grundsätzlich antifeministisch ist. Das ist natürlich absurd. Und ich finde es auch absurd, das Machen aller explizit erotischen Filme allein Männen zu überlassen, was soll das? Frauen sind auch Voyeurinnen. Wenn ihr nicht gucken wollt, ist das ja okay, aber es muss Alternativen geben für Frauen, die Pornos sehen wollen und Männer, die es genießen, Objekt der Begierde zu sein. Wir leben in einem visuellen Zeitalter, und wenn wir als Frauen keine Filme machen, heißt das, dass wir Analphabetinnen sind. Wir müssen Filme machen, über alle möglichen Inhalte, inklusive Sex. Wir brauchen den Perspektiven-Wechsel. Wenn wir uns nicht beteiligen, sehen wir immer nur die männliche Sicht.
Ist das, was man im Mainstream-Porno sieht, wirklich eine „männliche“ Sicht?
Ich glaube nicht, dass alle Männer diese Pornos mögen. Ich habe von vielen Männern E-Mails bekommen, die zum Beispiel gesagt haben: Ich konnte mit den normalen Pornos noch nie etwas anfangen. Oder man hat mir geschrieben: Deine Filme finden wir viel heißer, weil wir auf einmal in den Kopf der Frau reinsehen können und was sie anmacht. Das sind dann oft überraschende Ergebnisse, die waren dann erstmal verwirrt. Wie, eine Frau sieht einem Mann gerne beim Masturbieren zu? Ich sage, frag doch deine Freundin mal.
Verallgemeinerungen mag ich nicht, ich sage auch nicht, dass ich Porno für Frauen mache, sondern Pornos aus Sicht einer Frau für Frauen, Männer und Trans-Menschen. Aber Mainstream-Pornos sind homophob, sexistisch und meistens von Männern für Männer produziert. Was zuerst kam, das ist eine Henne-und-Ei-Frage – ich denke, Porno reflektiert die Gesellschaft und Porno bestärkt die Gesellschaft. Deshalb brauchen wir andere Filme, wir brauchen Filme, in denen eine Frau einen Mann mit einem Strap-On fickt. Das ist einfach so. Einfach, um zu sagen, so geht es auch, und guck mal, er hat dabei einen Ständer und definiert sich deshalb nicht unbedingt als bi oder schwul.
Du hast gesagt, dass wir mehr alternativen Porno brauchen, aber es scheint ein ziemlich hartes Geschäft zu sein.
Ja, also, Geld verdienen kann man damit nur ganz beschränkt. Leben kann man davon nicht. Aber wir machen ja alle nicht nur Sachen, um Geld zu verdienen. Diejenigen, die diese Filme produzieren, machen das, glaube ich, aus Lust und Liebe. Es kommt darauf an, ob dir finanzielle Sicherheit wichtig ist oder Freiheit und Flexibilität. Die 08/15-Pornos verdienen aber auch kein Geld mehr, weil niemand mehr für dieses langweilige Zeug zahlen will.
Trotzdem ist es immer noch so, dass der Anteil des alternativen Pornos im Vergleich zu den 08/15-Filmen ziemlich klein ist.
Es gibt zwei Trends im Porno. Die Industrie wird immer verzweifelter und sagt, vielleicht müssen wir einfach immer extremer werden, um noch Geld zu machen. Das andere sind die alternativen Produzenten und Produzentinnen, die sich erst gar nicht in die Industrie einklinken wollen, sondern sagen: Ich mache mein Ding, ich drehe das, was ich sexy, erotisch und heiß finde und stelle das meinem Publikum zur Verfügung. Da passiert immer mehr und teilweise ausschließlich online. Ich mache jetzt seit zehn Jahren alternative Pornos, damals stand ich fast noch allein auf weiter Flur, jetzt bin ich schon dabei, den sechsten Teil der Anthologie Her Porn zu kuratieren, und es schießen immer mehr Filmemacher und Filmemacherinnen aus dem Boden, die das Genre umdefinieren.
Denkst du, das kann unseren Umgang mit Sex verändern?
Das hoffe und glaube ich. Darum mache ich ja Filme – ich möchte mein Publikum anmachen und inspirieren. Ich will, dass Frauen sich bestätigt sehen in diesen Filmen und sich vielleicht denken, auf einen Dreier hatte ich schon immer Bock, aber ich hatte immer Angst davor, weil im Film diese zwei Typen die Frau so extrem hart rannehmen - das ist nicht mein Ding. Und dann schauen sie sich vielleicht einen Dreier von mir an und sehen, wie zwei Männer eine Frau gleichzeitig zum Orgasmus lecken. Und dann wird klar: Es kommt nur darauf an, welche Spielgefährten du dir auswählst und schon kannst du alles auf den Kopf stellen. Hast du Sex mit sechs Männern, kann das je nach den Lovern ein Gangbang sein oder eine geniale sinnliche Orgie. Ich glaube, das die alternativen Pornos sich hoffentlich darauf auswirken, dass Sex und Beziehungen bunter und facettenreicher werden.
Aufmacherbild: petrajoy.com