Man sieht eine Collage, auf der verschiedene Personen zu sehen sind. Manche von ihnen sind berühmt, manche nicht. Es sind die, um die es in meinem Newsletter geht.

Collage: Philipp Sipos

Gute Nachrichten

Fünf Menschen, die zum Start ins neue Jahr gute Laune machen

Ein Mann, der Insekten küsst. Zwei Zauberer, deren Trick schiefgeht. Eine Comedian auf Partnersuche. Eine zweite, die ihre Mutter parodiert. Und ein queerer Mann, der sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Profilbild von Esther Göbel
Reporterin für Feminismus

Happy new year! Und herzlich willkommen zu meinem Gute-Laune-Newsletter im neuen Jahr!

Moment kurz: Gute Laune? Nach Lachen ist dir gar nicht zumute? Den Silvesterkater noch in der Birne, den Müll sämtlicher Knaller vor der Haustür, die trüben Wolken am Neujahrshimmel und die noch dunkleren Aussichten der Weltpolitik im Hinterkopf, denkst du dir: „Happy?! Wovon redet sie bitte?!“

Ich verstehs ja. Der Neujahrstag ist eine ambivalente Sache: Die Silvesterparty war mal wieder lahmer als befürchtet, der Schnee draußen ist gelber Matsch statt weißer Zauber (falls es überhaupt welchen gibt), und naja, alle Sachen, die im alten Jahr genervt haben, nerven potentiell im neuen weiter. Aber ich persönlich starte lieber mit einem Lacher ins neue Jahr als mit pessimistischen Gedanken. Weswegen diese Folge meines Newsletters eine Art Comedy Special ist: Ich habe für euch die sozialen Medien gescannt auf der Suche nach den besten Lachern und der süßesten Alltagsmagie zum Jahresstart.

Wir legen los mit dem Berliner Zauberer-Duo Siegfried&Joy. Die beiden haben sich über Instagram einen Namen gemacht mit einem Zaubertrick, der eigentlich keiner ist. Aber genau darin besteht die Niedlichkeit der Idee, mit der die beiden auf Tour gehen und rund um den Globus Menschen begeistern. Egal, ob in Uganda, Portugal oder mit der Polizei in Hannover: Der Trick mit dem Goldtuch funktioniert, eben weil er nicht funktioniert. Und das Herzerwärmende daran ist: Die Leute machen mit!

https://www.instagram.com/p/C062ZvkMuSz/?hl=de]

Ich kann gar nicht sagen, wie viele Minuten ich mir die Videos der beiden auf Instagram schon reingezogen habe. Ich muss trotzdem jedes Mal giggeln; ich glaube, weil auch die Menschen in den Videos teilweise so mitlachen. Wer Siegfried&Joy so anrührend findet wie ich (und die anderen rund eine Millionen Follower), für die oder den fängt das Jahr tatsächlich gut an, denn im Januar tritt das Duo mit seiner Zaubershow „Las Vegas“ gleich achtmal in Berlin auf, getreu dem Motto: It’s magic!

Wir machen weiter mit Alina Bock. Sie kann zwar nicht zaubern (zumindest steht das in keinem ihrer Profile), besitzt dafür aber viel komödiantisches Talent. Die deutsche Comedian, die in den frühen Zweitausendern mal Mitglied der deutschen Popband BeFour war und später vom Dorf nach L.A. auswanderte, spielt verschiedene Frauenrollen, die man sich in ihren Videos in den sozialen Medien anschauen kann. Was auf Tiktok auch rund zwei Millionen Follower tun.

https://www.instagram.com/p/Cx5pUqlrnWz/?hl=de

Meine Lieblingsrolle ist die der Bettina, und mittlerweile hat Alina Bock eine eigene Soap rund um ihr Alter Ego gesponnen: Erst steckte Bettina in einer unglücklichen Beziehung mit Andi, dann trennte sie sich, datete als Single und lernte „Socke“ kennen. Alles lief gut für Bettina – bis ihr Ex Andi wieder auftauchte. Das ist der aktuelle Stand, den man auf Bocks Insta-Profil mitverfolgen kann. Mein Lieblingsvideo ist das hier aus Bettinas Single-Zeit, das auch eine Parodie auf das Phänomen „Mädelsabend“ sein soll. Ich liebe Bettinas Tonfall und das Slipknot-T-Shirt, haha!

Mit dem nächsten Tipp wird es nerdig, zugegeben. Meine Kollegin Isolde hat ihn mir zugesteckt. Aber wer meinen Newsletter öfter liest, weiß: Ich habe ein Herz für Nerds. Besonders für diesen hier, der unter dem Namen Legbootlegit auf Tiktok firmiert:

https://www.instagram.com/p/C0e8WmtP1ii/?hl=de

So viel spinnerte Liebe für die Natur muss man erst einmal aufbringen. Wie sonst käme man auf die Idee, Insekten in freier Wildbahn küssen zu wollen? Isolde begründet ihre Begeisterung für soviel Nerdtum übrigens so: „Es gibt auf Tiktok einen Typen, der bastelt kleine Kussmünder auf Federn, damit man Insekten knutschen kann“, berichtete sie mir, „es ist so bescheuert und kreativ und witzig und süß und crafty, es ist genauso, wie das Internet sein soll.“

https://www.tiktok.com/@legbootlegit/video/7208236635715128618?_r=1&_t=8i7U4mYiKGn

Es folgt ein weiterer Tipp aus dem KR-Maschinenraum, diesmal von meiner Kollegin Theresa. Sie sagt über die folgende Dame: „Laura Ramoso ist meine Heldin, ich kann die stundenlang gucken!“

Ich muss Theresa Recht geben. Ähnlich wie Alina Bock ist auch Ramoso Comedian, ähnlich wie Bock hat auch Ramoso mehrere weibliche Rollen auf Lager. Die witzigste aber ist die der deutschen strengen Bildungsbürger-Mutter, die Ramoso stilsicher mit harten deutschem Akzent und einem Glas Rotwein inszeniert:

https://www.instagram.com/p/Chu4kggpUmH/

Die Rolle kommt nicht von ungefähr: Ramoso wuchs als einziges Kind einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters in Kanada auf. Die Comedy habe sich früh in ihr Leben geschlichen, erzählte sie mal in einem Tagesspiegel-Interview. Mit dem Papa habe sie als Kind „Mister Bean“ oder „Tom&Jerry“ geschaut sowie das italienische Trio „Aldo, Giovanni e Giacomo“. Es hat der Tochter nicht geschadet, denn deren Beliebtheit wächst, nicht nur auf Instagram und Tiktok. So tourt Ramoso 2024 durch Australien und Europa – und macht am 28. April auch für einen einzigen Auftritt in Deutschland in Berlin halt.

Als letzten Lacher meines Comedy Specials will ich euch noch von einem jungen Mann erzählen, über den ich im vergangenen Jahr besonders gern gelacht habe, und der gerade, so könnte man es sagen, durch die Decke geht. Dabei ist er noch sehr jung (25) und hierzulande quasi unbekannt. Sein Name ist Leo Reich. Mitte Dezember startete Reichs eigenes Comedy-Programm auf HBO, zur selben Zeit war er bei dem amerikanischen Late-Night-Talker Seth Meyers zu Gast, der New Yorker widmete ihm ein seitenlanges Portrait. Das ist er:

https://www.instagram.com/p/C0_mkJWofCF/?hl=de

Reich zeichnet sich dadurch aus, dass er in keine andere Persona schlüpft; er parodiert sich selbst auf der Bühne, als queeren jungen Mann der Generation Z. Diese Idee könnte schnell in Langeweile enden, denn gefühlt wurde über keine andere Generation so viel geschrieben (und gemeckert) wie über die „Gen Z“. Aber Reich ist ein überaus smarter Typ. Sein Bühnenprogramm lebt von seiner Ausdrucksstärke, den scharfen Witzen und Beobachtungen, die vor niemandem Halt machen: den Jungen nicht, den Alten nicht, den Heteros nicht, den Homos nicht, auch nicht vor ihm selbst. Es geht um Identitätspolitik, Opfermentalität, Minderheiten, die sozialen Medien, um die Unmöglichkeit, angesichts sämtlicher Krisen der Jetzt-Zeit als Mitglied der Gen Z ein richtiges Leben im falschen zu führen. Warum also nicht einfach drüber lachen?

Vielleicht ist das sogar der beste Tipp fürs neue Jahr. Humor hat zwar noch keine Krise gelöst – aber schon viele Krisen erträglicher gemacht.

In diesem Sinne sage ich noch einmal: Happy new year! Und wünsche alles Gute bis zur nächsten Folge meines Newsletters, in dem ich wieder schwärmen werde, und in dem es wieder heißen wird: „You call it madness – but I call it love.“ Und weil Liebe und gute Laune ja bekanntlich noch größer werden, wenn man sie teilt: Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Newsletter abonnierst. Hier gehts lang. Vielen Dank!


Redaktion: Astrid Probst, Bildredaktion: Philipp Sipos, Schlussredaktion: Susan Mücke