Ein Bild vom Regenwald

Atharva Tulsi/Unsplash

Gute Nachrichten

66 gute Nachrichten, die 2022 untergegangen sind

Damit du mit gutem Gefühl ins neue Jahr starten kannst.

Profilbild von von Mariya Merkusheva und der Krautreporter-Gruppe für Lösungen

Das Jahr 2022 war nicht leicht: Kaum wirkt es, als ob wir die Corona-Pandemie in den Griff bekommen haben, überfällt Russland die Ukraine. Für Deutschland bedeutet das Frieren und eine Neuentdeckung der Bundeswehr. Neben den Corona-Leugner:innen laufen jetzt auch Reichsbürger:innen und Rechtsextreme, die die andauernde Krise für ihre Zwecke ausnutzen wollen.

Viele haben auf die schlechte Nachrichtenflut mit Rückzug reagiert. Dabei sind auch schöne Dinge in der Welt passiert.

Die Mitglieder der Krautreporter-Facebook-Gruppe „Gute Nachrichten – Lösungen hat die Welt“ und des KR-Discordchannels #gute-nachrichten sammeln diese Meldungen. Wir haben 66 solcher guten Nachrichten hier zusammengetragen, um das Jahr positiv ausklingen zu lassen.


Das Jahr beginnt im Regenwald

1. Was machst du mit altem Brot?
Der Bäcker Ludovic Gerboin hat eine bessere Verwendung als es wegzuwerfen. Er rettet damit den Regenwald. In seiner Bäckerei in Moosinning bei München röstet und zermalmt Gerboin sein übrig gebliebenes Brot und schickt die Krümel dann an ein Labor, in dem aus den Brotresten Hefeöl wird. Damit ersetzt der Bäcker Palmöl. Denn Ölpalmen werden oftmals dort angepflanzt, wo eigentlich Regenwald wachsen sollte. (Magazin der Süddeutschen Zeitung)

2. Die Postkutsche kehrt zurück!
Eine Hamburger Universität bringt die Postkutsche zurück. Naja, nicht ganz. Das Projekt „CargoSurfer“ will leer gebliebene Sitzplätze in ländlichen Bussen und Regionalbahnen für den Transport von Paketen nutzen. Eine Software mit künstlicher Intelligenz soll die Fracht auf ihrer Reise in den öffentlichen Verkehrsmitteln virtuell begleiten und die Position und den Reiseplan überwachen. (Kühne Logistics University)

3. Ungewöhnliche Diagnose beim Eishockeyspiel
Eigentlich war Nadia Popovici zu einem Eishockeyspiel gekommen, dann rettete sie wahrscheinlich das Leben von Brian Hamilton, dem Ausrüstungsmanager der gegnerischen Mannschaft. Auf dem Nacken des Mannes entdeckte die 22-jährige Studentin einen Leberfleck. Popovici tippte in ihr Handy: „Der Leberfleck auf deinem Nacken ist möglicherweise Krebs. Bitte geh zu einem Arzt!“ Bei einer Pressekonferenz bedankte sich Hamilton bei der Unbekannten: Sie habe sein Leben gerettet. (SWR)

4. Wer hat hier das Sägen?
Der hessische Sägenhersteller Wikus hatte 60 Jahre lang keinen Betriebsrat. Nachdem die Firma Ende 2020, mitten in der Pandemie, im Zuge einer Umstrukturierung über 70 Mitarbeiter:innen kündigte, gründete der Mechatroniker Raphael Reinstein-Wagne einen Betriebsrat. Nachdem erste Versuche scheiterten, kam die IG Metall zu Hilfe. Er ist nun der erste Vorsitzende. (Neues Deutschland)

5. Hier schwimmt die Sonne
China ist nicht unbedingt für seine Klimapolitik bekannt. Das Land, das für über 50 Prozent der Kohlestromerzeugung weltweit verantwortlich ist, hat nun die größte schwimmende Photovoltaikanlage der Welt in Betrieb genommen. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 320 Megawatt und ist mit einem 100 Megawatt Windpark verbunden. Den Titel des größten schwimmenden Solarkraftwerks werden die Chinesen allerdings nicht lange halten können. In Indien ist für 2023 eine Photovoltaik-Anlage auf einem Fluss mit 600 Megawatt geplant. (Der Standard)

6. Virtuelle Realität kann dabei helfen, Angst zu bewältigen
Es gibt nun eine Therapie für Höhenangst, für die man nicht einmal die Sicherheit und den Komfort der eigenen Couch verlassen muss. Die englische Firma Oxford VR hat dafür ein Programm in Virtueller Realität (VR) geschaffen, das sie ganz simpel „Fear of Heights“ nennt. Dafür setzt man sich zuhause die VR-Brille auf und findet sich beispielsweise in einem virtuellen Kaufhaus wieder, das aus mehreren Stockwerken besteht. (BBC)

7. Sicherheitslücken werden schneller geschlossen
Software-Hersteller schließen die Schwachstellen in ihren Programmen im Schnitt deutlich schneller als bisher. Das ergeben die Daten des Google-Teams „Project Zero“, das seit Jahren Fehler und Schwachstellen bei Software sucht und den Entwicklern meldet. Nach durchschnittlich 52 Tagen seien die Sicherheitslücken geschlossen. Vor drei Jahren hätten die Hersteller dafür noch im Schnitt 80 Tage gebraucht. (Heise)

8. Die Moderne verstehen, in klotzig
Architektur und Zombies: Ein kanadischer Professor hat seinen Kurs über die Geschichte und Kunst der Moderne in das Videospiel Minecraft verlegt. Minecraft ist eines der meistverkauftesten Computerspiele der Welt. Es ermöglicht kreatives Bauen und Experimentieren. Die Idee ist es, zwischen der Architektur, Geschichte und Kunst der Moderne auf der einen Seite und Minecraft auf der anderen eine allegorische Verbindung zu finden. Die Studierenden bauten zum Beispiel das berühmte modernistische Bauwerk Habitat 67 in Montreal nach – eingebettet in eine Welt, in der ab und zu auch Zombies die Baustelle angreifen. (Concordia University)

9. Freier Mobilfunk für die Ukraine
Einen Tag nach dem Beginn von Putins Angriff schaltete die Telekom Anrufe, SMS und Roaming in der Ukraine kostenlos frei. Wenig später bot sie ukrainischen Geflüchteten kostenlose SIM-Karten an. Das Telekom-T in der Browserleiste erscheint auf der Internetseite nun in ukrainischem Gelb und Blau. Vodafone gab ebenfalls seinen Mobilfunk in der Ukraine kostenlos frei. Das ist natürlich auch Marketing: Wenn Konzerne Solidarität zeigen, kann das auch ein Versuch sein, von inkonsequentem Handeln an anderer Stelle abzulenken. (Telekom AG)

10. Berliner Initiative holt Schwarzfahrer:innen aus dem Gefängnis
Eine Bahnfahrt ohne Ticket kann unter Umständen im Gefängnis enden. Die Berliner Initiative „Freiheitsfonds“ hilft Menschen, die im Gefängnis sitzen, weil sie das Strafgeld für eine Bahnfahrt ohne Ticket nicht bezahlen können. Seit Dezember 2020 hat die Initiative mehr als 212.000 Euro gesammelt und damit Strafzahlungen von 194 Inhaftierten übernommen. Das kommt auch der Allgemeinheit zugute, denn diese sogenannten Ersatzfreiheitsstrafen kosten auch die Steuerzahler:innen Geld: rund 150 Euro pro Hafttag. (Hinz und Kuntz)

11. Umweltschutz auf eigene Faust – Bürger:innen handeln selbst
Die UN wollen bis 2024 ein globales Abkommen zur Bekämpfung von Plastikmüll schaffen. Für die Umweltorganisation BICA (Bay Island Conservation Association) ist das zwar ein wichtiges Signal, allerdings ein viel zu spätes. Die Forscher:innen verfolgten den Weg des Plastikmülls von der Küste Honduras’ und landeten in Guatemala, wo aufgrund mangelnder Infrastruktur der Müll in Flüssen entsorgt wird. Für BICA ist klar, was hilft, das Problem zu lösen: Umweltpädagogik, Müllvermeidung und Unternehmensverantwortlichkeit. (Riffreporter)

12. Der US-Bundesstaat Michigan wird demokratischer
Das kuriose Phänomen des „Gerrymandering“ im amerikanischen Wahlsystem führt dazu, dass Wahlkreisgrenzen von Politiker:innen manipuliert werden, um die eigenen Erfolgsaussichten zu verbessern. Der Staat Michigan hat eine Kampagne für gerechtere Wahlkarten geführt, die 2022 das erste Mal zum Einsatz gekommen sind. (Reasons to be cheerful)

13. Kohle kann helfen, die Atmosphäre zu säubern
Die Firma Pyreg aus der Region Hunsrück in Rheinland-Pfalz hat eine Methode entwickelt, mit der sich Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entziehen und für Jahrtausende fixieren lässt – man muss es dafür nur in Kohle umwandeln. Der Hauptteil der eingesetzten Biomasse wird zu Pflanzenkohle: als Dünger für ausgelaugte Äcker, zur Trinkwasserreinigung, und sie lässt sich sogar in Asphalt mischen. (SWR)

Ein Amazon-LKW überquert eine Brücke

Symbolbild: David Ballew/Unsplash

14. Amazon-Mitarbeiter:innen gründen eine Gewerkschaft
Bisher war Amazon nicht für besonders faire Arbeitsbedingungen bekannt: kurze Pausen, schlechte Sozialleistungen und kaum Lohn im Krankheitsfall. Amazon-Mitarbeiter:innen im New Yorker Bezirk Staten Island haben im April für eine Gewerkschaft gestimmt. Es ist der erste erfolgreiche Organisationsversuch in der Geschichte des Einzelhandelsriesen in den USA. (AP News)

15. Löschsäcke helfen beim Wassersparen
Brennt ein Elektroauto erst einmal, ist es sehr schwer zu löschen. Die Lithium-Ionen-Batterien von E-Autos entzünden sich über Tage hinweg immer wieder selbst. Bisher wurden brennende Fahrzeuge in einen Löschcontainer getaucht, was viel Wasser verbraucht. Eine neue Lösung ist der Löschsack, in den das Auto hineinpackt wird. Er wird dann mit Wasser befüllt, um das Auto herunterzukühlen. (SWR)

16. Indonesien verabschiedet Gesetz gegen sexualisierte Gewalt
Nach sechs Jahren Debatte hat das indonesische Parlament am 12. April 2022 ein Gesetz verabschiedet, das sexualisierte Gewalt, Belästigung oder auch Zwangsheirat unter Strafe stellt. Dabei werden physische und psychische sexualisierte Gewalt sowie Belästigung über das Smartphone mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft. (LTO)

17. Einheitliche Ladekabel für weniger Elektroschrott
„Hat hier jemand ein Apple-Ladekabel?“ Die EU will ab 2024 ein Allzweckkabel für alle Smartphones, Tablets, Konsolen, Kameras und Kopfhörer einführen, um Elektroschrott zu reduzieren. Hersteller müssen ihre Geräte nur noch mit dem USB-C-Anschluss verkaufen und auch ohne Ladekabel anbieten. Das Gesetz wurde im April vom Binnenmarktausschuss des Europaparlaments unterstützt. (FAZ)

18. Medizin für angegriffene Korallen
Probiotika-Kuren helfen nicht nur dem menschlichen Darm, sondern regenerieren auch gestresste Korallen. Diese Entdeckung machte die brasilianische Meeresbiologin Raquel Peixoto. (SZ-Magazin)

19. Der beste Bürgermeister der Welt
Der 51-jährige Aldo D’Achille ist seit 2014 Bürgermeister von San Bellino im norditalienischen Veneto und wurde 2022 von der „City Mayors Foundation“ zum besten Bürgermeister der Welt ernannt. Warum? Weil D’Achille die Bürger:innen von San Bellino mitbestimmen lässt. Er überträgt wichtige Aufgaben an sie, finanziert zum Beispiel einen Aufzug im Rathaus zum Teil durch Crowdfunding oder lässt Jugendliche den Stadtbrunnen renovieren. (Süddeutsche Zeitung)

20. Zu wertvoll für die Tonne
Deutsche Schafwolle wird oft weggeworfen, da sie weniger weich ist als Importware. Ein Projekt in Marburg will sie jetzt als Naturdünger verwenden: Die Wolle wird gewaschen, verdichtet und zu Pellets gepresst, die dem Boden zehn Monate Nährstoffe liefern und als Wasserspeicher dienen sollen, so die Schafbäuer:innen. (Hessenschau)

21. Radweg-Ranger für mehr Fahrspaß
Radwege, die mit Schlaglöchern übersät sind, mit Büschen bewachsen oder ins Nirgendwo führen? Die soll es in Zukunft im Ruhrgebiet nicht mehr geben. Dafür sind seit Mai die „Radweg-Ranger“ im Einsatz. Auf ihren täglichen Touren sollen sie Mängel beheben oder melden. Und sie sind zur Stelle, wenn es mal eine Panne gibt. (WDR)

22. Weniger Netze in der Nordsee
Jedes Jahr verlieren Fischerboote tonnenweise Ausrüstung in den Weltmeeren. Der Verein „Ghost Diving Germany“ kämpft dagegen in der Nordsee: rund 640.000 Tonnen Fischereiausrüstung, darunter auch Netze aus Plastik gehen jedes Jahr verloren. Fische verfangen sich in diesen Geisternetzen und sterben so. Die Taucher des Vereins suchen den Meeresboden nach solchen Plastikfallen ab und retten damit Tiere und Umwelt. (Deutschlandfunk Kultur)

23. Wandern für die mentale Gesundheit
Suizid ist in Großbritannien die häufigste Todesursache bei Männern unter 46 Jahren. In London wurden deshalb Männerwandergruppen ins Leben gerufen, um gefährdete Männer zu unterstützen und das Tabu rund um mentale Gesundheit zu brechen. (Positive.news)

24. Kinder bekommen mehr Mitbestimmung
Kinder, die ihre Kita selbst organisieren? Das gibt es tatsächlich, in der Olgakrippe in Heilbronn. Diese wurde 2022 als beste Kita Deutschlands ausgezeichnet. Die wichtigsten Entscheidungen trifft der demokratisch gewählte Kinderbeirat. Aber auch die anderen Kinder dürfen mitentscheiden, welche Spiele angeschafft werden oder wie die Wände aussehen. An zwei Tagen im Jahr übernehmen die Kinder die Führung sogar ganz. (SWR)

Mitte des Jahres geht es ins Parlament

25. Von der Putzkraft zur Abgeordneten im französischen Parlament
Bei der Parlamentswahl in Frankreich hat Rachel Kéké in ihrem Wahlkreis im Pariser Osten gegen Macrons Ex-Sportministerin Roxana Mărăcineanu gewonnen. Damit tritt zum ersten Mal eine ehemalige Putzkraft in die französische Nationalversammlung ein, als Mitglied des linken Bündnisses „Neue ökologische und soziale Volksunion“ (NUPES). Kéké ist 48 Jahre alt, fünffache Mutter, kommt ursprünglich von der Elfenbeinküste und ist seit 2015 französische Staatsbürgerin. (Taz)

26. Schluss mit Verschwendung
Um die jährliche Verschwendung von 1,36 Millionen Tonnen Lebensmitteln zu verhindern, tritt im kommenden Jahr in Spanien ein neues Gesetz in Kraft. Dann drohen Unternehmen Strafen von bis zu 60.000 Euro für vermeidbare Lebensmittelabfälle. Supermärkte müssen Preise von bald ablaufenden Produkten senken, Restaurants und Kneipen sollen übrig gebliebenes Essen kostenlos zum Mitnehmen anbieten. (Das Ding)

27. „Housing first“ in der US-Stadt Houston
Die texanische Stadt Houston kämpft erfolgreich gegen die Obdachlosigkeit mit dem Prinzip „Housing First“. Das heißt: Eine obdachlose Person kann direkt von der Straße in eine Wohnung einziehen – ohne Vorbedingungen. Die Kosten übernimmt die Stadt. Im Durchschnitt warten die bedürftigen Personen nur noch 32 Tage auf eine Wohnung. Und sie wohnen dort meistens über zwei Jahre lang. Seit 2011 ist die Zahl der Obdachlosen damit um 25.000 und damit um knapp zwei Drittel zurückgegangen. (The New York Times)

28. Reparaturbonus gegen Elektroschrott in Thüringen
Im Durchschnitt produzieren Deutsche jährlich 20 Kilogramm Elektroschrott. Deshalb hat das Land Thüringen ein Projekt gestartet: Es übernimmt die Hälfte der Reparaturkosten der Elektrogeräte ihrer Bürger:innen – bis 100 Euro jährlich pro Person. Das Förderprogramm ist im ersten Jahr so erfolgreich gewesen, dass es jetzt mit höherem Budget neu aufgelegt wurde. (MDR)

29. Geld und Therapie gegen Kriminalität: ein Vorbild aus Liberia
Armut macht kriminell. Eine Studie in Liberia zeigt, dass finanzielle Unterstützung und Verhaltenstherapie kriminalitätsgefährdeten Männern helfen können. Zehn Jahre nach Programmbeginn hat etwa die Hälfte der teilnehmenden Männer keine Verbrechen begangen. Das Experiment hat ein ähnliches Programm in der US-Stadt Chicago inspiriert. (Vox)

Ein Forscher hält drei Glasröhrchen gegen das Licht.

Symbolbild: National Cancer Institute/Unsplash

30. Vierter Patient von HIV geheilt
Ein weiterer HIV-Patient in den USA wurde durch Knochenmarktransplantation geheilt. Der 66-Jährige erhielt die Behandlung gegen Leukämie im kalifornischen Krebszentrum City of Hope und ist der zweite Patient, der vollständig von Aids geheilt wurde. Die Stammzellen des Spenders hatten eine Gen-Mutation, die gegen HIV immun macht. (ZDF)

31. Saubere Umwelt ist ein Menschenrecht
Die UN-Vollversammlung hat das Recht auf saubere Umwelt als Menschenrecht anerkannt. 161 Mitgliedstaaten stimmten für die Resolution, acht Staaten enthielten sich. Rechtlich bindend ist die Entscheidung für die UN-Mitgliedstaaten nicht. Die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet forderte daher, Regierungen und Unternehmen für Umweltschäden zur Verantwortung zu ziehen. (Tagesschau)

32. Whistleblower:innen darf kein Nachteil entstehen
Die Bundesregierung will Whistleblower:innen schützen. Nach einer EU-Vorlage hat sie einen Gesetzentwurf zum Schutz von Whistleblower:innen vorgelegt. Firmen und Behörden mit über 50 Beschäftigten sollen laut dem Entwurf dazu verpflichtet werden, eine interne Beschwerdestelle einzurichten. Das Gesetz soll immer greifen, wenn Whistleblower:innen auf Fälle hinweisen, die gegen deutsches oder europäisches Recht verstoßen. (Deutschlandfunk Nova)

33. E-Auto saugt CO2 aus der Luft
Ein Team von Studierenden der TU Eindhoven hat ein Elektroauto konstruiert, das CO2 aus der Luft filtert. Mit einem Spezialfilter reinigt der Prototyp die Luft und fängt so mehr Kohlendioxid ein, als es während der Fahrt ausstößt. Zehn solcher Autos könnten also zusammen so viel CO2 aufnehmen wie ein Baum. (TU Eindhoven)

34. Berlin testet kostenfreie öffentliche Toiletten
Seit Mitte August gibt es in Berlin 50 kostenlose, öffentliche Toiletten. Die übrigen 230 automatischen Anlagen sind testweise von Bargeldzahlung auf Kartenzahlung umgestellt worden. Nach sechs Monaten soll Bilanz gezogen werden. Ob die Klos kostenlos bleiben, hängt davon ab, wie viele Menschen sie nutzen und wie sauber sie danach sind. (Berlin.de)

35. Sohn spendet Mutter Haare nach Tumorerkrankung
In den USA hat ein Sohn seine Mutter mit einem großzügigen Geschenk gerührt: Der 27-jährige Matt Shaw aus Arizona ließ seine Haare zwei Jahre lang wachsen. Als seine Haare 30 Zentimeter lang waren, ließ er sie abschneiden und machte seiner Mutter mit einer handgefertigten Perücke eine große Freude. (SWR)

36. Chemiker entwickelt vollständig recycelbaren Kunststoff
Weltweit nimmt die Menge an Kunststoffabfällen stark zu, da Plastik kaum effizient wiederverwertet werden kann. Der Chemiker Manuel Häußler hat nun einen alternativen Stoff entwickelt, der sich nach dem Gebrauch rückstandslos in seine Bestandteile zerlegen lässt. Dafür gewann er einen Preis. (Uni Konstanz)

37. Bundesregierung plant mehr Trinkbrunnen in Städten
Gutes Wasser, umsonst und frei zugänglich? In Deutschlands Innenstädten könnte das bald Realität werden, denn das Kabinett hat einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen. Demnach sollen Kommunen künftig so viele frei verfügbare Trinkwasserbrunnen aufstellen wie möglich – beispielsweise in Parks oder Fußgängerzonen. (Tagesschau)

38. Die Wildtiere kommen zurück nach Europa
Dutzende Wildtierarten erleben gerade ihr Europa-Comeback. Wolf, Seeadler und Braunbär kommen zurück, so der Bericht der Organisation Rewilding Europe. Besonders stark hat sich der Biber vermehrt: Anfang des 20. Jahrhunderts war er durch Jagd fast ausgerottet, seitdem hat sich die Zahl der Biber um 16.000 Prozent erhöht.
(DLF)

39. Hausangestellte kriegen mehr Rechte in Spanien
Die linke Regierung in Spanien hat Hausangestellte, darunter Reinigungskräfte, Gärtner und Seniorenbetreuerinnen, rechtlich mit Beschäftigten anderer Sektoren gleichgestellt. Sie erhalten Arbeitslosenunterstützung und können nicht mehr ohne Grund entlassen werden.
(Spiegel)

40. EU verschenkt 35.000 Zugtickets an junge Europäer:innen
Im Oktober hat die EU-Kommission 35.000 Zugtickets verlost, mit denen junge Menschen 30 Tage lang durch Europa reisen können. Die Verlosung gibt es seit 2018 und findet zweimal jährlich statt. Im vergangenen Jahr wurden so insgesamt 60.000 kostenlose Tickets verteilt. (Zeit Online)

41. An deutschen Unis lernen so viele weibliche Studierende wie noch nie
Seit dem letzten Wintersemester studieren mehr Frauen als Männer an deutschen Universitäten. In den vergangenen Jahren ist die Zahl immer weiter gestiegen. Im Semester 1998 bis 1999 lag der Anteil an Studentinnen noch bei 44,5 Prozent. Auch im Vergleich der Bundesländer zeigt sich die Tendenz, dass besonders in Ostdeutschland viele Frauen studieren. Einzige Ausnahme ist Sachsen. (Tagesschau)

42. Die EU will Produkte aus Zwangsarbeit verbieten
Die EU will in Zukunft Zwangsarbeit mehr ächten. Es sollen weniger Produkte auf dem europäischen Markt landen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden. Eingeschlossen sind sämtliche Waren, unabhängig vom Herstellungsort. (Reuters)

43. Baden-Württemberg gibt 80 Millionen Euro für Wohnräume für Geflüchtete
In Baden-Württemberg wurden seit Kriegsbeginn insgesamt 125.000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert (Stand 15. September 2022). Um diese besser zu unterstützen, hat das Bundesland im September ein neues Wohnraumförderprogramm gestartet. In den Jahren 2022 und 2023 erhalten die Kommunen insgesamt 80 Millionen Euro.
(SWR)

44. Neuer Test soll Gebärmutterhalskrebs früher erkennen
Gebärmutterhalskrebs kann jetzt früher erkannt werden. Bisher wurden abnorme Zellen aus dem Gebärmutterhals identifiziert und entfernt. Das neue Verfahren erkenne die Vorstufen der Krebsart, noch bevor sie auf dem Mikroskop zu sehen sind, sagt ein Team von Forschenden. Für die Studie wurden mit dem HP-Virus infizierte Frauen untersucht. In mehr als der Hälfte der Fälle erkannte der Test den Krebs, noch bevor die Ärzt:innen veränderte Zellen entdeckten. (ORF)

Ein Imker kümmert sich um Bienen.

Symbilbild: Bianca Ackermann/Unsplash

45.1.000 Bushaltestellen für britische Bienen
In Großbritannien gibt es bald Pausenräume für Bienen. Für die „Bienen-Haltestellen“ sollen die Dächer von über 1.000 Bushäuschen begrünt werden. Bienen und andere Insekten finden dort Nahrung, gleichzeitig könnte das Projekt für ein besseres Stadtklima sorgen. In der niederländischen Stadt Utrecht sorgen sie seit 2019 dafür, dass die sinkende Bienenpopulation sich wieder stabilisiert. (The Guardian)

46. Schulessen wird gesünder
Schluss mit Milchreis und Fischstäbchen: Das Kantinenessen an Schulen soll gesünder werden. Bauernhöfe sollen direkt an Schulen liefern, was gerade Saison hat und reif ist. EU-weit beteiligen sich mehr als 3.000 Schulen in zwölf Ländern. Das neue Schulessen soll nicht teurer werden und trotzdem den Geschmack der Kinder treffen, heißt es. (Tagesschau)

47. Solarbetriebenes Dorf in Indien erzeugt gratis Strom für alle
In Indien gibt es ein Dorf, das komplett mit Solarenergie betrieben wird – und damit noch Geld verdient. Ein Batteriesystem speichert die Energie über Nacht, und der Strom steht jederzeit und kostenlos für alle Einwohner:innen zur Verfügung. Das „Solar-Dorf“ ist ein 9,7 Millionen US-Dollar teures Modellprojekt, das von der Regierung bezahlt wird, berichten die Vereinten Nationen. (ARD)

48. Selbstpflücker:innen retten Heidelbeerernte
Bauer Mark Hochgürtel hatte Probleme, seine Blaubeeren zu verkaufen, also rief er in der Zeitung dazu auf, sie für fünf Euro pro Kilogramm am Wochenende selbst zu pflücken. Mehr als 2.000 Menschen folgten seinem Aufruf und fast das gesamte Heidelbeerfeld wurde abgeerntet. Mit einem solchen Erfolg hatte der Bauer nicht gerechnet. Im kommenden Jahr will er die Aktion wiederholen. (WDR)

49. Winzige Organmodelle aus dem Labor können Tierversuche ersetzen
Tierversuche könnten durch winzige Organmodelle aus dem Labor ersetzt werden. Die sogenannten Organoide werden aus Stammzellen gezüchtet und können beispielsweise zur Erforschung von Krankheiten wie Alzheimer genutzt werden. Das Start-up Norganoid produziert solche Mini-Organe und glaubt, dass sie eine Alternative zu Tierversuchen werden könnten. (Der Standard)

50. Gewalt gegen Frauen: Hilfenummer auf Brötchentüten
„Gewalt kommt nicht in die Tüte“: Mit diesem Aufdruck auf Brötchentüten machen Bäckereien in Schleswig-Holstein auf das bundesweite Hilfetelefon aufmerksam. Von Gewalt betroffene Frauen können sich dort unter der angegebenen Rufnummer 08000 116016 melden. Die Aktion findet seit 19 Jahren jährlich statt. (NDR)

51. Rekordsumme für Ukraine-Nothilfe
Die deutsche Bevölkerung hat nach dem russischen Angriffskrieg eine Rekordsumme für die Ukraine-Nothilfe gespendet. Nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) wurden bis Mitte Oktober insgesamt 862 Millionen Euro für Betroffene gesammelt. Die höchste Spendensumme, die jemals für Nothilfe in Deutschland zustande kam. (Der Spiegel)

52. Koalition senkt Mindestalter bei Europawahlen auf 16 Jahre
Bei den Europawahlen dürfen in Zukunft in Deutschland auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Der Bundestag hat am 10. November einem Gesetzentwurf der Ampel-Koalition zugestimmt. Schon bei der nächsten Europawahl 2024 tritt die Regelung in Kraft. (Zeit Online)

53. Vermisster Kater aus Frankreich taucht in Nürnberg wieder auf
Eine Familie aus Colmar suchte fast vier Monate nach ihrem Kater Gustave, der im Juni plötzlich verschwunden war. Er wurde im Oktober im 300 Kilometer entfernten Nürnberg im Tierheim abgegeben. Dank seines Mikrochips wurden seine Besitzer schnell gefunden. Wie er nach Nürnberg gelangte, bleibt ein Rätsel. (t-online)

54. Gleichgeschlechtliche Elternschaft soll EU-weit anerkannt werden
Die EU-Kommission hat beschlossen, Regeln zur Elternschaft EU-weit anzugleichen. So soll die Anerkennung der Elternschaft überall in der EU gleich gelten. Damit sollen nicht nur Kinderrechte gestärkt werden, sondern auch die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Erbrecht, Unterhalt und Bildungsentscheidungen verbessert werden. (Tagesspiegel)

55. Strenge Regeln für Haustierhandel
Ebay-Kleinanzeigen hat neue Regeln für den Handel von Haustieren eingeführt. Das Unternehmen verbietet den Handel von Reptilien und erlaubt den Verkauf von Hunden und Katzen, die jünger sind als zwölf Monate, nur mit behördlicher Erlaubnis. Händler müssen sich nun legitimieren und eine behördliche Erlaubnis vorlegen. Es gibt auch schon länger Verbote für den Tausch, die Vermietung und das Verschenken von Tieren auf der Plattform. (Zeit Online)

56. Weltartenkonferenz stellt erstmals 60 Haiarten unter internationalen Schutz
Bei der Weltartenkonferenz Cites in Panama wurden 60 Haiarten unter internationalen Schutz gestellt. Die Entscheidung betrifft 54 Requiemhaie und sechs Hammerhaiarten. Panama, die EU und weitere Länder setzten sich mit ihrem Antrag durch, sodass die Haie in Zukunft nur noch nachhaltig gehandelt werden dürfen. (Tagesschau)

57. Italienische Stadt Bergamo belohnt Bürger:innen fürs Fahrradfahren
Um einen Anreiz zum CO2-Sparen zu schaffen, zahlt die Stadt Bergamo Radfahrer:innen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit oder in die Uni fahren, seit Oktober 25 Cent pro gefahrenem Kilometer. Maximal 30 Euro lassen sich so im Monat erradeln. (Watson)

58. So viele Fans wie nie zuvor bei den Spielen der Frauen-Bundesliga
Zu den Spielen der Fußballbundesliga-Saison der Frauen kamen 2022 so viele Zuschauer:innen wie nie zuvor. Nach Angaben des DFB waren allein an den ersten neun Spieltagen schon 173.438 Fans in den Stadien. Mehr als in der gesamten vergangenen Saison. (DFB)

59. Endlich gibt es den ersten Prototypen für einen weiblichen Crashtest-Dummy
Obwohl fast die Hälfte aller Autofahrer:innen weiblich ist, wurden Autos und ihre Sicherheitsstandards bisher für Männer entwickelt. Schwedische Ingenieur:innen wollen das nun ändern: Das Team unter der Leitung von Astrid Linder hat den ersten Prototypen eines Crashtest-Dummys entwickelt, der dem Körper einer Frau nachempfunden ist. (DLF Nova)

60. Biontech plant mRNA-Impfstoffproduktion in Ruanda ab 2024
Der Impfstoffhersteller Biontech plant, mRNA-Impfstoffe zukünftig auch in Afrika herzustellen: In der ruandischen Hauptstadt Kigali soll ab 2024 die Produktion starten. Auch in Senegal und möglicherweise Südafrika sind Standorte geplant. In Zukunft könnten dort auch mRNA-Vakzine gegen Tuberkulose oder Malaria hergestellt werden. (Der Standard)

61. Neuer Speicheltest soll Endometriose innerhalb von zwei Wochen feststellen
In Deutschland wurde der erste Speicheltest zum Nachweis einer Endometriose-Erkrankung vorgestellt. Der „Endotest Diagnostic“ soll nach etwa zwei Wochen eine Diagnose liefern – bisher war meist eine operative Bauchspiegelung notwendig. Endometriose zählt zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen bei Menschen mit Gebärmutter, pro Jahr werden deutschlandweit 40.000 Neuerkrankungen registriert. (WDR)

Ende des Jahres geht es nach Australien

62. Bewohner der Tiwi-Insel klagen erfolgreich gegen die Erschließung von Öl- und Gasfeldern vor ihrer Küste
Ein Urteil mit Signalwirkung: Die Bewohner:innen der australischen Tiwi-Inseln haben erfolgreich gegen die Erschließung von Öl- und Gasfeldern vor ihrer Küste geklagt. Die indigenen Menschen sehen unter anderem die Artenvielfalt der Insel gefährdet, auf der Hunderte einheimische Tier- und Pflanzenarten leben. (Tagesschau)

Menschen bei einer Pride-Parade

Symbolbild: Tanushree Rao/Unsplash

63. Als erstes Land in Osteuropa: Slowenien legalisiert Ehe für alle
In Slowenien wird es zukünftig die Ehe für alle geben. Das Parlament in Ljubljana stimmte mit einer Mehrheit von 48 zu 29 Stimmen für die Gesetzesänderung, die es gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt zu heiraten und Kinder zu adoptieren. Damit ist Slowenien das erste Land in Osteuropa. (FAZ)

64. Dänemark zahlt 100 Millionen Kronen Klima-Schadensersatz an Entwicklungsländer
Als weltweit erster Industriestaat hat Dänemark zugesagt, Kompensationen für „Verluste und Schäden“ in Höhe von 100 Millionen Dänischen Kronen (13,4 Millionen Euro) an stark vom Klimawandel betroffene Regionen zu leisten. Auch wenn die Höhe der Summe in Anbetracht der Klimaschäden gering ist, gilt die Ankündigung als Durchbruch. (FR)

65. EU-Gesetz für klimafreundliche Importe
Die EU hat sich auf ein Importverbot für Rohstoffe geeinigt, deren Produktion die Abholzung von Wäldern vorantreibt. Dazu gehören unter anderem Palmöl, Kaffee, Kakao und Soja, die nur noch importiert werden dürfen, wenn sie nicht auf nach dem Dezember 2020 abgeholzten Flächen angebaut wurden. Unternehmen müssen künftig „genaue geografische Informationen“ zu den Anbauflächen bereitstellen. Das Gesetz soll sicherstellen, dass bestimmte EU-Produkte nicht länger zur Entwaldung beitragen. (Zeit Online)

66. Weniger Rauchen in Neuseeland
Neuseeland strebt bis 2025 an, rauchfrei zu werden. Derzeit rauchen noch etwa 10 Prozent der Bevölkerung im Land, wobei Maoris überdurchschnittlich häufig zur Zigarette greifen. Ein Maßnahmenpaket sieht vor, dass für alle nach 2008 Geborenen ab 2023 der Kauf von Zigaretten verboten sein wird und dass ab 2025 der Nikotingehalt in Zigaretten um 95 Prozent gesenkt wird. Der Verkauf von Zigaretten soll zudem ab 2024 nur noch in wenigen Fachgeschäften mit spezieller Lizenz erlaubt sein. (DLF Nova)


Redaktion: Thembi Wolf, Schlussredaktion: Susan Mücke, Fotoredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert und Iris Hochberger

Update, 09.01.2023 - In einer früheren Fassung des Textes hatte ich geschrieben, dass die Telekom immernoch Projekte in St. Petersburg betreibt. Das ist nicht mehr aktuell. IT-Expert:innen wurden Stellen in anderen Ländern oder Abfindungen angeboten. Harald Lindlar von der Telekom schrieb mir dazu: „Das große Projekt ist gelungen, auch wenn immer noch einige rechtliche Klärungen in Russland in Gange sind.“

66 gute Nachrichten, die 2022 untergegangen sind

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