Illustration: Ein Angelhaken fischt eine Kreditkarte aus einem Laptop

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Nachrichten, erklärt

Die Betrugs-Mails in deinem Postfach, verständlich erklärt

Der Millionengewinn, das perfekte Diätgeheimnis, die große Liebe: Mit fragwürdigen Taktiken wollen Betrüger dir Geld aus der Tasche ziehen – dahinter steckt im schlimmsten Fall die Mafia aus Nigeria.

Profilbild von Thembi Wolf
Textchefin

Scam-Mails also. Ganz ehrlich: Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mal eine gelesen habe. Die landen bei mir automatisch im Müll-Ordner. Werden die denn wirklich immer noch verschickt?

Ja, werden sie! Mehr als eine Billion Mails pro Jahr.
Vor einiger Zeit schrieb mir auch eine Witwe aus Afghanistan. Berühmt sind aber vor allem die nigerianischen Prinzen, die ihr Erbe mit dir teilen wollen.

Da fällt doch niemand mehr drauf rein.

Doch. Der sogenannte Vorschussbetrug ist noch immer ein hunderte Millionen Dollar schweres Geschäft. Manchmal stecken hinter den Email-Scammern Teenager in nigerianischen Hotelzimmern. E-Mail-Scams sind dort so eine Art Jugendkultur.

Der Schwiegervater von Bill Clintons Tochter verlor mal Millionen an einen solchen Scam (und stieg später selbst ins Geschäft ein). Die falschen Prinzen waren so schlecht für Nigerias Image, dass nigerianische Botschaften ganzseitige Anzeigen in europäischen Zeitungen buchten, um mögliche Opfer zu warnen. Mail-Betrug ist, könnte man sagen, eine Staatsaffäre, in die nun auch Deutschland immer weiter verwickelt wird.

Denn vom Betrug profitieren oft westafrikanische Mafiaorganisationen, die auch in Deutschland immer stärker werden.

Diese Recherche hat mich in absurde Ecken unserer globalisierten Welt geführt. Manche skurril, andere bedrohlich. Die Geschichte des E-Mail-Betrugs ist nämlich auch eine über Popkultur, menschliche Sehnsucht und das Gefälle zwischen Nord und Süd, Arm und Reich. Es begann vor ein paar Jahren damit, dass ich einem Scammer antwortete.

Mir hatte eine Witwe aus Holland geschrieben; sie brauchte Hilfe. Da gebietet es doch der Anstand, zu antworten, oder?

Und? Bist du jetzt reich?

Leider nicht. Wie auch niemand sonst, der auf solche Mails antwortet.

Ich hatte erst einmal Zweifel geäußert, woraufhin sie anbot, mir einen Scan ihres Passes zu schicken. Der erste Schritt des Scams ist nämlich, Vertrauen aufzubauen und die Geschichte zu verkaufen. Dabei helfen gefälschte Dokumente, Webseiten und Bankkonten.

Und dann?

Viel weiter kam ich nicht. Üblicherweise geht es aber so weiter: Es fallen für die Überweisung der Erb-Millionen angeblich Transaktionsgebühren an. Oder es müssen Politiker oder Beamte bestochen werden, um das große Geschäft unter Dach und Fach zu bekommen. Oder die neue große Liebe muss Schulden abbezahlen oder ein Flugticket nach Deutschland buchen.

Der Vorschuss wird per Banküberweisung oder Scheck, oder sogar persönlich bei einem Treffen in Nigeria beglichen. Je nach Umfang. Hat man einmal gezahlt, wird immer mehr Geld verlangt.

Laut einer Analyse des britischen Verbands der Banken und Finanzdienstleister hat der Vorschussbetrug im Corona-Jahr nochmal angezogen. Allein in Großbritannien von 10.700 auf 14.100 Fälle.

Und in Deutschland?

In der polizeilichen Kriminalstatistik taucht Vorschussbetrug nicht gesondert auf. Wie fast überall wächst die Internetkriminalität. Laut Bundeskriminalamt war 2021 ein Rekordjahr für Cybercrime. Und die deutsche Polizei warnt vor dem, was sie Nigeria Connection nennt.

Es kann sich doch nicht lohnen, jeden Tag diese Mails zu verschicken, bis jemand darauf hereinfällt.

Ein Scammer hat das der New York Times mal so beschrieben: „Du schreibst Tausenden eine Mail. Nur ein paar werden antworten. Fünf werden mitmachen. Von diesen fünf haben drei vielleicht kein Geld. Zwei schon. Eine wird es nicht ausgeben. Aber einer schickt auf jeden Fall was.“

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Klingt mühsam.

Das ist es. Email-Scammer müssen fleißig sein. TechCrunch berichtet von einem Fall, in dem 78 nigerianische Scammer in zehn Tagen 5,1 Millionen Scam-Mails verschickten – alle stammten von Mailaccounts, die die Opfer kannten.

Neben den klassischen nigerianischen Prinzen und Witwen ist eine der beiden derzeit besonders erfolgreichen Methoden: Der Business Email Compromise. Dabei geben sich die Scammer als Führungskräfte und Anwälte aus, um Mitarbeiter:innen dazu zu bringen, Millionen von Dollar anzuweisen. Beim Romance Scamming geben sie sich als einsame Männer – oder Frauen – auf der Suche nach Liebe in Online-Partnerbörsen.

Warum kommen so viele Scam-Mails ausgerechnet aus Nigeria?

Gute Frage. Es gibt viele Vermutungen, warum das Geschäft ausgerechnet dort so brummt: In Nigeria wird Englisch gesprochen, es gibt gutes Internet, eine schnell wachsende Wirtschaft, viele junge Menschen, die technikaffin sind – aber zu wenige Jobs für sie. Nigeria ist strategisch gut gelegen für internationalen Handel und schon sehr lange hoch globalisiert.

Eine Weltkarte mit Afrika im Zentrum. Nigeria ist hervorgehoben.

©KR/Till Rimmele

Den Vorschussbetrug gab es aber schon vor dem Internet. Der Schwiegervater von Chelsea Clinton – Bill Clintons Tochter – verlor schon in den 1970er Jahren 790.000 Euro an einen nigerianischen Scam. Damals per Brief.

In den 1980er Jahren schätzten die US-Behörden, dass ein Großteil der 30 bis 50.000 westafrikanischen Immigrant:innen im Land in globale Betrügereien verstrickt waren.

Ernst genommen wurde das Problem erst, als die Investmentbank Merrill Lynch entdeckte, dass Reinigungskolonnen, bestehend aus westafrikanischen Immigrant:innen, nachts in den Büros die Daten von Bank-Kund:innen fotokopierten und an nigerianische Betrüger:innen weiterreichten. Die verwendeten deren Namen und Daten dann in ihren Betrügereien.

Also falsche Identitäten, Vorschüsse gegen Luft-Millionen, dieselbe Masche wie heute – nur analog.

Genau. Ein Ausschuss des US-Senats untersuchte die Angelegenheit im Jahr 1986 und fand damals heraus, dass die meisten der Kriminellen nicht Teil großer Gangs war, sondern auf eigene Rechnung handelten.

In Europa deckte Scotland Yard Mitte der 1990er ein Netzwerk auf, durch das in wenigen Monaten 27 Millionen Dollar geschleust wurden. Europäischen Geschäftsmännern wurden lukrative Deals versprochen. Im Zentrum stand ein dubioser nigerianischer Versicherungsmakler.

Eines der Opfer vermutete, dass auch offizielle, nigerianische Staats-Beamte mitmischten.

Wie kam er darauf?

Bei einem Besuch in Nigeria, um einen der falschen „Deals“ abzuschließen, war er von einer offiziellen Limousine abgeholt und ins Verteidigungsministerium gefahren worden.

Diese Vorfälle waren so schlecht für Nigerias Image, dass nigerianische Botschaften, wie oben erwähnt, ganzseitige Anzeigen in europäischen Zeitungen buchten, um mögliche Opfer zu warnen. Und trotzdem konnte die Gruppe weitermachen.

Die Polizei entdeckte, dass die Betrüger operierten wie Terroristen: Jede Zelle war hermetisch abgegrenzt – damit keiner den Chef der Operation in Lagos verraten konnte. So wurde das ganze Ausmaß nie aufgedeckt.

Und heute?

Das ist noch immer so. Nigerianische Scammer – ob im Land oder außerhalb – operieren nicht in großen, stabilen Gruppen sondern eher in Netzwerken.

Zur Einordnung muss man sagen: Nigeria taucht in den Listen der Länder mit der meisten Internetkriminalität gar nicht auf. Dass Nigeria weltweit noch immer so stark mit dem Vorschussbetrug verbunden wird, hat sicher auch damit zu tun, wie absurd das Narrativ ist: Ausgerechnet ein nigerianischer Prinz will dir Wohlstand nach Westeuropa bringen?

Nigeria betreibt seit einiger Zeit eine Anti- Korruptions-Behörde, um das Problem in den Griff zu bekommen: die „Economic and Financial Crimes Commission“ (EFCC). In deren Hauptquartier in Lagos hatte – zumindest 2005 – auch eine deutsche Hausfrau ein Büro.

Wie bitte?

Ihr Name ist Frieda Springer-Beck, der Spiegel hat sie 2005 besucht. Die Reportage ist sehr empfehlenswert.

Springer-Beck wurde selbst betrogen, von einem Scammer, der es auf Witwen abgesehen hatte. 1993 bekam sie, damals noch Hausfrau und Mutter, einen Brief, der an ihren verstorbenen Mann adressiert war. Der Schreiber erkundigte sich nach ihm. Er war besorgt, weil er lange nichts gehört habe. Was denn mit den 24,6 Millionen Dollar Gewinn passieren soll, aus einer Investition ihres Mannes?

Springer-Beck reiste mehrfach nach Lagos, um den Transfer des „Gewinns“ zu organisieren. Sie überwies über 350.000 Dollar für Gebühren. Als ihr klar wurde dass das Geld weg war, sagte sie dem Internetbetrüger den Kampf an und wurde Gangsterjägerin in Lagos, schreibt der SPIEGEL.

Verrückt!

Die meisten Opfer der nigerianischen Advance-Fee-Scammer sind heute aber nicht europäische Hausfrauen – sondern Nigerianer:innen selbst. Zum Beispiel Studierende, denen ein Stipendium versprochen wird, wie in dieser Whatsapp-Nachricht, die ich wie andere 2022 in einer deutschen Whatsappgruppe bekommen habe.

Ich fasse mal kurz zusammen: Der Vorschussbetrug hat eine lange Geschichte und ist älter als das Internet. Immer wieder wurden globale, lose Netzwerke von Betrüger:innen aufgedeckt, die damit Millionen verdienen. Viele von ihnen operieren aus Nigeria, denn dort ist das Internet gut, die Jobs rar, aber die Wirtschaft globalisiert.

Richtig. Die Art des Email-Betrugs der Yahoo-Boys nennt man auch „419-Scams“ oder Four-One-Niner. Das ist der Paragraph des nigerianischen Strafgesetzbuches, der Vorschussbetrug bestraft.

In Nigeria sind die Scammer mittlerweile ein Popkulturphänomen, eine Jugendkultur.

Sie nennen sich „Yahoo-Boys“, weil die Art des Emailbetrugs oft von Yahoo-Adressen ausgeht. Der Lebensstil, der damit verbunden wird ist, nun ja, ausschweifend. Wie im Video zu diesem Hip-Hop-Track ganz gut deutlich wird: Dicke Autos, nackte, schöne Frauen, teure Klamotten. „Am I A Yahoo Boy“ von Naira Marley x Zlatan hat mehr als 8 Millionen Views.

https://www.youtube.com/watch?v=vvBZk4a871I

Mal hypothetisch: Nehmen wir an, ich würde der Frau Springer-Beck folgen und auch nach Nigeria gehen. Aber nicht, um die Betrüger zu finden, sondern um selbst einer zu werden. Woher haben die „Yahoo Boys“ ihren Nachwuchs?

Viele rutschen einfach durch ältere Scammer in die Szene. Aber es scheint auch andere Wege zu geben. Der Journalist Emmanuel Mofa besuchte 2009 in Lagos eine sogenannte „Computer Class“. Für 70.000 Naira – umgerechnet etwa 150 Euro – lernte man dort in drei Monaten die Kunst des Internetbetrugs. Er schreibt: „Die Schulungen fanden meist nachts in einem harmlos aussehenden Internetcafé in einem noch nicht fertig gestellten dreistöckigen Gebäude direkt gegenüber der Isolo Public Library in der Holy Saviour College Road statt.“

Hinter den Mailscams stehen nicht nur junge Typen auf der Suche nach dem schnellen Geld – sondern auch organisiertes Verbrechen.

Dass Jugendkultur sich von Kriminalität inspirieren lässt ist, kenne ich auch aus den USA. Der legendäre US-Rapper 2Pac nannte das Thug Life, oder? In Deutschland werden die Texte von Gangster-Rappern gerade immer brutaler. Dabei geht es aber um Drogendeals und Raub. Nicht um Mails.

Diese nigerianischen Mafiagruppierungen schicken nicht nur falsche Mails. Sie betreiben kriminelle Netzwerke in Westafrika und der ganzen Welt und haben große internationale Bedeutung.

Sie sind verstrickt in Passfälscherei, Drogen- und Menschenhandel, Waffen- und Diamantenschmuggel. In Großbritannien tauchen immer wieder Fälle von Sozialleistungsbetrug im großen Stil auf. In Italien verdienen sie mit Zwangsprostitution und Menschenhandel viel Geld.

Schon 2005 warnten die Vereinten Nationen: Größe und Reichweite der nigerianischen Mafia ist erstaunlich. Die westafrikanische organisierte Kriminalität sei aber weniger gewalttätig als beispielsweise die russische organisierte Kriminalität, hieß es damals.

Hat sich das geändert?

Ja, das wird heute oft anders bewertet. In einem aktuellen Bericht nennt die BBC eine der Gruppierungen „ultra-gewalttätig“: Die sogenannte „Schwarze Axt.“ Zu diesem speziellen Fall komme ich gleich noch einmal.

Laut einem Bericht der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) ist heute nicht nur das Ausmaß und die Bandbreite krimineller Aktivitäten ein Problem. Sie sind auch in Korruption in Behörden und Wirtschaft verstrickt. Sie untergraben so den Rechtsstaat und die Legitimität der Regierungen vor Ort. Sie operieren aber eher als lose Zellen und zum Beispiel weniger als feste Familiengefüge, wie die italienische Mafia.

Und in Deutschland?

Insgesamt ist der Anteil nigerianischer Mafias an der aktuellen organisierten Kriminalität klein, berichtet das Bundeskriminalamt. Nur 5 von über 6500 Tatverdächtigen waren 2020 diesen Gruppen zuzurechnen. Von 2019 auf 2020 schrumpften die dominanten Gruppierungen von 5 auf nur noch eine.

Aber noch 2019 warnte der Bundesnachrichtendienst in einem internen Papier vor der „äußerst brutal agierenden nigerianischen Strukturen der organisierten Kriminalität“. Der starke Zuzug nigerianischer Asylbewerber werde diese Gruppen stärken, hieß es laut Spiegel in dem Bericht.

Diese Meldung zog große Kreise. Natürlich.

Ist das die „schwarze Axt“, von der du gesprochen hast?

Auch. Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums von 2019 ist die „Supreme Eiye Confraternity“ als (einzige) Gruppierung dauerhaft in Bayern ansässig. Im Jahr 2013 wurde aber auch gegen mutmaßliche Betrüger ermittelt, die dem „Black Axe Cult“ zugerechnet wurden.

Es sind also mindestens zwei nigerianische Mafias in Deutschland aktiv. Wie kamen die hierher – und was wollen sie hier?

Um das zu verstehen, müssen wir kurz darüber sprechen, wie die Mafias entstanden sind.

Westafrikanische Kriminelle haben schon lange erkannt, dass am meisten Geld mit globalen Netzwerken zu verdienen ist. In der Elfenbeinküste gab es in den 1960ern korsische Banden, die Zigaretten schmuggelten und Frauen für die Prostitution in Frankreich anwarben. Die organisierte Kriminalität in Westafrika soll in den 1970er Jahren entstanden sein. Die Ölpreise stiegen damals, der Dollar wurde vom Gold abgekoppelt und die Entwicklungsländer rutschten in Schuldenkrisen.

Historiker erklären das so: In den 1980ern blühte das organisierte Verbrechen in Nigeria auf. Korruption war in der Zivilregierung von 1979-1983 verbreitet. Und eine Reform stürzte 1986 viele Nigerianer:innen in Armut und Arbeitslosigkeit. Viele wanderten aus.

Der Finanzsektor wurde liberalisiert, aber nicht genügend geregelt. Neue Banken boten eine guten Boden für Geldwäsche und Betrug. Auch der Drogenhandel – insbesondere Heroin – florierte in den frühen 1980ern.

Viele nigerianische Mafia-Gruppierungen entstanden zu dieser Zeit: und zwar an den Universitäten.

Die ersten Mafiosi waren Studierende?

Studenten, das waren ausschließlich Männer. Sie gründeten Studentenverbindungen, die sogenannten „Confraternities”, also Bruderschaften. Viele nenne sie aber auch einfach: Sekten. Noch heute ist es so, dass für die echte Mitgliedschaft in den Bruderschaften ein Universitätsabschluss nötig ist.

Das Hauptoperationsgebiet dieser Kulte liegt in den südlichen Bundesstaaten Nigerias, insbesondere in Rivers, Bayelsa, Delta und Edo.

Eine Karte von Nigeria. Edo, Delta, Bayelsa und Rivers sind hervogehoben, sie liegen im Süden von Nigeria.

©KR / Till Rimmele

Die Gruppen konkurrieren in verschiedenen Regionen um die Vorherrschaft, immer wieder berichten nigerianische Medien über blutige Auseinandersetzungen.

Auch das Neo Black Movement gehört dazu, auf das die Schwarze Axt zurückgeht. Die Organisation ist sehr vom antikolonialen Geist ihrer Gründungszeit um 1977 geprägt. Die Bruderschaft war als emanzipatorische Black-Power-Bewegung an der Universität Benin gegründet. Die Erkennungsfarben sind Schwarz für Black Power, Weiß für den Frieden und Gelb für den Intellekt. Das Zeichen ist eine Schwarze Axt, die die Ketten an den Händen eines Schwarzen Sklaven zerschlägt.

Das Logo der schwarzen Axt

https://explain.com.ng/topic/all-axe-confraternity-slangs-hierarchy-and-other-info/

Das klingt sehr politisch.

Berichten zufolge nehmen die Mitglieder einen Kult-Namen an, der aus dem Status in der Organisation und einem Befreiungskämpfer oder Schwarzen Vorbilder besteht. Also beispielsweise: Lord Nelson Mandela – oder auch Lord Barack Obama.

In den 1980ern ging regte sich auf den Campussen Nigerias Widerstand gegen die Militärregierung. Eine Gefahr für das Regime!

Die Militärführer statteten deshalb die Bruderschaften mit Geld und Waffen aus, in der Hoffnung, die Aufstände niederschlagen zu können. Stattdessen begannen die Bruderschaften aber, sich gegenseitig zu bekämpfen.

Gleichzeitig studierten immer mehr Bruderschafts-Studenten in Übersee – und knüpften weltweite Netzwerke.

Wo sind die Studenten heute?

Viele von ihnen bekleiden hohe Positionen. Auch in Europa haben viele, denen Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, gutbezahlte Jobs, sind Akademiker. Das gilt aber nicht mehr für alle Mitglieder der Organisationen.

Viele Traditionen haben sich gehalten. Neue Mitglieder müssen brutale Initiationsriten absolvieren. Aussteiger:innen sagen, sie haben Angst, getötet zu werden – damit die die Geheimnisse des Kults nicht verraten.

Die nigerianischen Mafias waren also mal schlagende Studentenverbindungen. Sie verdienen Geld mit dem Emailbetrug. Sie sind in Menschenhandel und Drogengeschäfte verstrickt. Und sehr gewalttätig. Insbesondere gilt das für die Schwarze Axt. Und genau diese Gruppe ist in Deutschland aktiv? Das hattest du erwähnt.

Ja, sie taucht ab und an in Berichten des Bundeskriminalamtes auf.

Das ZDF hat sich dem gerade in einer Dokumentation gewidmet. Die Lage bei uns ist aber noch nicht zu vergleichen mit der Situation in Italien, wie diese VICE-Doku von 2017 beleuchtet.

Interessant ist auch: Das Neo Black Movement, also die Studentenverbindung, aus dem die Schwarze Axt hervorging, ist in vielen Ländern ganz offiziell aktiv. Auch in Deutschland ist das Neo-Black-Movement ein eingetragener Verein, nach ordentlichem deutschen Recht.

Wie bitte?

Ja. Gegen die Vereinsmitglieder liege aber nichts nennenswertes vor, das sagte ein LKA-Ermittler, der auf nigerianische organisierte Kriminalität spezialisiert ist, der FAZ.

Auf dem Karneval der Kulturen in Berlin hatte der Verein einen eigenen Wagen. In einem Beitrag des Lokalsenders Alex TV ist zu sehen, wie Mitglieder des NBM von zwei Moderator:innen interviewt werden.

Eine sagt: „Eine neue Gruppe, haben vorher noch nicht am Karneval teilgenommen.” Ihr Kollege ergänzt: „Und sie präsentieren uns einen traditionellen Tanz aus Afrika.“

https://www.youtube.com/watch?v=gWBnOjk_pNY


Redaktion: Rico Grimm, Schlussredaktion: Theresa Bäuerlein, Bildredaktion: Philipp Sipos, Audioversion: Christian Melchert und Iris Hochberger

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